Bochum. Deutlich gestiegen ist in den vergangenen zehn Jahren der Anteil jener Bochumer Senioren, die von Alters-Hartz IV leben. Er nahm seit 2004 um 59 Prozent zu. Vor allem Frauen sind von dieser Entwicklung betroffen.
Immer mehr Ältere in Bochum können von ihrer Rente nicht leben. Darauf macht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) aufmerksam. Vor allem immer mehr Frauen seien auf „Alters-Hartz IV“ angewiesen. 2830 Senioren in der Stadt hätten im vergangenen Jahr die Grundsicherung im Alter bezogen. Das sei ein Anstieg gegenüber 2004 um 59 Prozent. „Das ist eine fatale Entwicklung“, warnt Yvonne Sachtje, die Geschäftsführerin der NGG-Ruhrgebiet. Bei den betroffenen Personen liege die gesetzliche Rente unter dem Existenzminimum. 65 Prozent davon waren Frauen.
Wer als Rentner ein Einkommen von weniger als 758 Euro pro Monat hat, dem rate die Deutsche Rentenversicherung, seinen Anspruch auf Grundsicherung im Alter zu prüfen. Dies sei aber kein fester Grenzwert. Mitunter könnten sich auch Personen mit einer höheren Rente an das Sozialamt wenden. Dabei spiele etwa die Miete eine Rolle. Die Regelleistung betrage 391 Euro für Alleinlebende und 353 Euro für jeden, der in einer Ehe oder eingetragenen Partnerschaft lebt. Hinzu kämen auch noch Kosten für Unterkunft und Heizkosten.
Leistungen der Rentenversicherung verbessern
Die Rentenleistungen, so die NGG, werden immer geringer. Das Rentenniveau sei bereits auf 48,8 Prozent abgesenkt worden und werde bis 2030 auf 43,3 Prozent fallen. Ein Durchschnittsverdiener müsse dann 35 statt 26 Jahre arbeiten, um eine Rente oberhalb der Grundsicherung im Alter zu bekommen. Sachtje: „Es ist dringend notwendig, das derzeitige Rentenniveau zu halten und die Leistungen der Rentenversicherung zu verbessern.“
Das geeignete Gegenmittel gegen diese Entwicklung seien gute Tariflöhne. Außerdem müssten mehr als bislang Gehaltsunterschiede nach Geschlecht ausgeglichen werden. Dass besonders Frauen von der Altersarmut betroffen seien, führt Sachtje „auf eine Schieflage bei den Löhnen“ zurück. „Noch immer verdienen Frauen im Schnitt deutlich weniger als Männer. Das rächt sich dann auch bei der Rente. Es ist deshalb höchste Zeit für gleiche Löhne für gleiche Arbeit“, so Sachtje.