Bochum. Bochumer Rentner ist von seiner Unfallversicherung enttäuscht. Über 5.000 Euro zusätzliche Pflegekosten für seine Frau sind ihm durch zwei Sportunfälle entstanden – der Rentner musste sich verschulden. Er baute auf seine Unfallversicherung. Doch ist die wirklich zuständig?

Immer da – immer nah. Damit wirbt die Versicherung mit dem Schutzengel. Hermann Thranberend allerdings fühlt sich von seiner Versicherung im Stich gelassen und schlecht beraten. Das kam so:

Der Rentner zog Ende 2010 mit seiner schwerst erkrankten Frau, die der 73-Jährige seit gut sieben Jahren zu Hause versorgt, von Attendorn nach Bochum. „Um mich für die körperlich anspruchsvolle Pflege fit zu halten, fing ich wieder mit dem Tennis spielen an.“

Neben einer Kradroller-Versicherung schloss der umsichtige Rentner im Februar 2011 daher noch eine Unfallversicherung bei der Provinzial ab – „für den Fall, dass mir beim Sport oder anderswo etwas zustoßen würde und ich meine Aufgabe als Pfleger nicht erfüllen kann“. Die „Aktiv 50+“ sollte für mögliche Zusatz-Kosten im Falle eines Unfalls aufkommen. „Mir ging es dabei in erster Linie um meine Frau – dass sie versorgt ist.“

76-Jähriger hat kein Geld fürs Pflegeheim

Der Rentner hat es nicht leicht: Seine Frau (76) leidet an Parkinson und Demenz, hatte mehrere Schlaganfälle, wird über eine Magensonde ernährt. Ein Schwerstpflegefall. Mit 414 Euro Rente im Monat könne er ein Pflegeheim nicht bezahlen.

„Sie muss rund um die Uhr überwacht werden. Sechs Mal am Tag gebe ich ihr ihre Medikamente, versorge ihre Wunden, wasche, und pflege sie.“ Eine so genannte Verhinderungspflege hilft aus, wenn Thranberend beispielsweise Tennis spielt. Die einzige freie Zeit für sich.

Rentner kann nach Unfällen seine Frau nicht versorgen

Ausgerechnet hierbei zog er sich im Dezember 2012 einen Leistenbruch und im April 2013 eine Knöchelverletzung zu. Der Leistenbruch wurde operiert, seine Frau kam für 14 Tage in Kurzzeitpflege. Auch nach dem Fuß-Unfall war er auf Hilfe angewiesen.

Insgesamt für ein halbes Jahr musste die Verhinderungspflege ihm zur Hand gehen. Dabei entstanden über 5400 Euro Kosten. Thranberend musste sich verschulden – und baute hier auf seine Unfallversicherung.

Versicherung möchte Bochumer entgegenkommen

Die bot auch eine Geldersatzleistung für insgesamt 13 Wochen an. Man habe sich auf Wunsch des Versicherten auch vor Ort ein Bild von der Situation bei ihm zu Hause gemacht. 520 Euro hätte er bekommen – das entsprechende Formular der Versicherung aber nicht zukommen lassen. „Der Mann ist wegen der Pflegebedürftigkeit seiner Frau schwer getroffen, das steht außer Frage“, sagt Peter Lemke, Leiter der Unfallleistungsabteilung der Provinzial.

„Aber nur der Versicherte hat einen Anspruch auf die Leistungen. Und wir können nur das entschädigen, was in der Versicherung abgegolten ist. Im Fall von Herrn Thranberend kommt die Kernleistung Invalidität nicht in Betracht. Wenn man einen Fehler gemacht hat, muss man das sagen. Aber wir haben hier möglich gemacht, was ging.“