Bochum. . Auf den Spuren Prof. Heinz Kaminskis spürt die Sternwarte Bochum den Signalen der chinesischen Mondmission im Weltraum nach. Erste Daten konnten bereits empfangen werden. Jetzt wollen die Hobby-Astronomen auch die Bilddaten entschlüsseln.
Die Bochumer Sternwarte ist seit dem Wochenende auf „Hasenjagd“: Mithilfe einer Satellitenschüssel von 20 Metern Durchmesser empfängt das Radom in Sundern Signale des „Jadehasen“, der am Samstag auf dem Mond landete. So verfolgen die Mitarbeiter der Sternwarte aus erster Hand das Forschungsprojekt, das den bisherigen Höhepunkt der chinesischen Raumfahrtgeschichte einläutete.
Thilo Elsner, Leiter der Sternwarte, sitzt in diesen Tagen gespannt vor seinem Rechner, der die ermittelten Daten anzeigt. In der Sternwarte werden seit den 60er-Jahren Signale verschiedener Raumschiffe von entfernten Planeten ermittelt und ausgewertet. Das aktuelle Projekt ist für Elsner ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt – und nicht zuletzt in seiner eigenen Laufbahn. „Als ich vor achtzehn, neunzehn Jahren hier anfing, hieß es, die spannendsten Zeiten seien vorbei“, erinnert sich Elsner. „Da ist die Freude groß, wenn man sieht, dass man heute wieder auf dem Mond landet. Und wir sind stolz, dass wir das von hier aus mitverfolgen können.“
Funktechnik zwischen Erde und All
Eigentlich ist Elsner Jurist. Doch seit Jahren hat er sich mit Leib und Seele der Funktechnik zwischen Erde und All verschrieben. Er und sein Team, das aus Wissenschaftlern und Funkamateuren in ganz Europa besteht, haben die Frequenz ausfindig gemacht, auf der das Raumschiff „Chang´e 3“ seine Beobachtungen und Bewegungen auf dem Mond an die Erde übermittelt. Das war mit einigem Suchen und Probieren verbunden. „Eigentlich wird sie durch die Chinesen und die ESA geheim gehalten“, sagt Elsner. Mit der ungefähren Richtung, aus der die Signale kommen mussten und unter Berücksichtigung der sich verändernden Position der Erde zum Mond kann man sicher sein, dass in Sundern die richtige Frequenz empfangen wird.
Bisher erscheinen auf dem Computerbildschirm in der Sternwarte lediglich weiße Zahlen auf blauem Grund; ein Code, der bestätigt, dass die chinesische Sonde im Nordosten des Mondes gelandet ist. Vor 15 Uhr sind die Zahlen allerdings noch rot und mit einem negativen Vorzeichen versehen: „Wenn der Mond noch unterhalb des Horizonts ist, können wir das Signal des kleinen Hasen nicht empfangen“, erklärt Elsner.
Direkt an die NASA
Die Daten, die „Chang´e 3“ sendet, werden digital gespeichert und direkt an die NASA in die USA übermittelt. Die wertet sie dann weiter aus, um zu überwachen, was sich an der Mondoberfläche tut. Eine solche Datenübertragung von Satelliten fungiert zum Beispiel als Frühwarnsystem im Fall von Eruptionen auf entfernten Planeten, die sich auf das irdische Stromnetz auswirken könnten.
Langfristiges Ziel der „freiwilligen, privaten Herausforderung“, die Elsner und seine Kollegen auf sich genommen haben, ist, digitale Bilder, die der „Jadehase“ als Datenfolge an die Erde sendet, zu entschlüsseln. Dann könnte man auch in Bochum, wie einst bei der Mondlandung 1969, „live“ dabei sein, während die chinesische Sonde den Mond unter die Lupe nimmt.