Bochum. Weihnachten steht erneut vor der Tür und damit auch die oftmals schwierige Frage nach einem passenden Geschenk. Immer beliebter in den vergangenen Jahren sind Sternenpatenschaften geworden, bei denen man symbolisch einen Stern, zumeist aus einem bekannten Sternbild, „erwirbt“.

Das Angebot ist vielfältig und guter Rat teuer. Wie die Preise, die je nach Leuchtintensität zwischen 20 und 2000 Euro variieren können. Wer meint, so eine Sternenpatenschaft sei genau das Richtige für ihn selbst oder das ideale Präsent, sollte beim Kauf „seines“ Sterns genauer hinschauen.

Die Patenschaft umfasst zumeist eine Urkunde, darüber hinaus je nach Angebot eine Sternkarte, Software, um dem Stern am Computer näher zu sein, oder auch ein Teleskop. Letzteres hat auch die IUZ Sternwarte Bochum angeboten, musste allerdings sehr schnell feststellen, dass es den Käufern in erster Linie um den Besitz des Sterns ging. „Wir wollten den Menschen durch das Teleskop und die Patenschaft einen Zugang zur Astronomie eröffnen, bemerkten aber, dass die Käufer nur an der Urkunde interessiert waren. Lediglich 10 Prozent der Käufer beobachten dann auch die Sterne,“ erzählt Thilo Elsner, Leiter der Sternwarte in Bochum.

Teleskope stapelten sich

Als Folge stapelten sich die Teleskope bei der Sternwarte, da die Sternenbesitzer sie nicht abholten. Und die Sternwarte änderte ihr Konzept: Standen zunächst die Astronomie und das Beobachten der Sterne im Vordergrund und galt die Patenschaft eher als "Goodie", rückte sie nun in den Vordergrund.

„Wir hatten uns fast zehn Jahre lang vor dem unseriös erscheinenden Konzept der Sternenpatenschaft gedrückt. Anbieter verkaufen Sterne, die juristisch gesehen nicht veräußert werden können und bereichern sich dadurch,“ klagt Elsner und erinnert sich an einen Fall, in dem die Internetadresse der Sternwarte Bochum leicht abgeändert genutzt wurde, um so aus der Südsee Sterne zu vertreiben. In der Zeitschrift „Sky and Telescope“ hält Leif Robinson im Jahr 2000 fest, dass seit 1979 mehr als 50 Millionen US-Dollar mit kommerziellen Sternverkäufen eingenommen worden seien.

Gegen "Abzocke" mit Sternen

Die Sternwarte Singen e.V. spricht sich auf ihre Internetseite vehement gegen diese „Abzocke“ mit den Sternen aus. Tatsächlich mag es verwundern, dass man für einen Stern, der symbolisch umbenannt wird und den bereits Andere „besitzen“ können, Tausende Euro ausgeben kann und als Gegenwert eine Papier-Urkunde mit dem Wunschnamen erhält.

Um dem ein wenig entgegenzuarbeiten, verlangt die Sternwarte in Bochum einen niedrigen Pauschalbetrag für eine Sternepatenschaft und investiert den Erlös in Lehrmaterial und Bildungsangebote wie etwa das Haus der kleinen Forscher und die Junior Uni in Wuppertal. Auch Planetarien und Sternwarten aus anderen Städten reinvestieren auf diese Weise in Bildung, etwa Remscheid oder Hagen.

Der Käufer sollte sich darüber im Klaren sein, wem er sein Geld spendet. Dennoch kann es eine schöne symbolische Geste sein, mit der man gleichzeitig Bildungseinrichtungen unterstützt. Der deutsche Autor und Astrologie-Kritiker Raymond Walden resümiert: „Himmlisch sind Sterne nur, solange sie keiner vom Himmel holt.“