Bochum. Der Bochumer Andreas Rips ist seit 2010 Direktor eines Weinguts in den Pyrenäen. Dort unten ist Fußball nur Nebensache. Die Südfranzosen lieben Rugby.

Bis nach dem Abitur verlief das Leben von Andreas Rips „normal“. Dann wurde der gebürtige Grummer mit dem Weinvirus infiziert. Seit 2010 ist der 1964 geborene Goetheschüler nun schon „Domänendirektor“. In Cahuzac-sur-Vère, im Vorgebirge der Pyrenäen ist er Herr über 120 Hektar Weingut Domaine Bosc Long. Das Anbaugebiet liegt 60 km nordöstlich von Toulouse im Herzen des Weingebietes Gaillac.

Heute Abend schlägt das Herz des VfL-Fans „natürlich für Deutschland“. Dort im Süden Frankreichs, wo er stets die Hälfte des Jahres verbringt, werde dem WM-Spiel aber keine exorbitante Bedeutung beigemessen, erzählt Rips. „Straßenfeger ist hier nur Rugby“, sagt der Bochumer, der sich noch an Fußballspiele in der alten VfL-Arena erinnert.

Die Wartezeit zwischen Abi 1983 und Wehrdienst hatte er mit einigen Jobs verbracht. Einer davon war der als Helfer bei der Weinlese in der Pfalz. Die familiäre Atmosphäre gefiel ihm, es folgte eine Winzerlehre und die Qualifikation zum Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft. Damit ist er in der Lage ein Weingut quasi komplett zu managen: von der Außenwirtschaft über den Keller bis zum Vertrieb. Seit 2010 hat er nun den Auftrag, das klassische Weingut, das 1855 von einem Opernliebhaber begründet wurde, im Auftrag einer Stahlfirma aus dem Odenwald „wieder auf Vordermann zu bringen“.

Potenzial ist vorhanden

Das geschieht mit einer gewissen deutschen Gründlichkeit in zuweilen kritischer Kombination mit dem „laissez-faire“ der Südfranzosen. Als ein französischer Kollege die renovierten und gekachelten Keller sah, soll er ausgerufen haben, es sei „deutscher Geist“ eingezogen. „Vorher wurde mir ein französisches Sprichwort nahegebracht, das besagt, wenn du zu viel willst, kriegst du gar nichts. Ich handle eher danach, wenn du zwei willst, solltest du drei haben wollen“, erzählt der Önologe.

Entsprechend habe er die Franzosen vor allem mit neuen Techniken vertraut gemacht, die helfen, das Potenzial der alten, tief verwurzelten Rebstöcke zu entfalten. Als Weißweine werden Chardonnay, Sauvignon blanc, Loin-de-l’oeil und Muscadelle, als Rotweine Merlot, Braucol, Cabernet Sauvignon, Syrah, Duras und Gamay auf Ton- und Kalkmergelböden angebaut. Rips ist in vier Arbeitsblöcken jeweils für einige Monate vor Ort, überwacht wichtige Arbeitsschritte. Daneben reist er auch umher und kümmert sich um den Vertrieb der Gewächse aus dem aufstrebenden Gut, das circa 50.000 Flaschen pro Jahr abwirft. Dabei kommt er auch gelegentlich nach Bochum, zeigt Lichtbildervorträge über Frankreich und berichtet von seiner Arbeit. Zuletzt stand er auf der Vinolucion-Weinmesse in der Rotunde. Heimaturlaub.