Bochum. . Immer mehr Arbeitnehmer schultern die Doppelbelastung: Neben dem Job muss daheim die Pflege eines Angehörigen bewältigt werden. Unterstützung erhalten die wenigsten Beschäftigten. Das DRK will das ändern. Kollegen helfen Kollegen. Ehrenamtlich. Quasi auf dem kleinen Dienstweg.

„Pflegebegleitung in Unternehmen“, heißt ein von der EU gefördertes Modellprojekt. Unter dem Dach des Forschungsinstituts Geragogik (Witten) wird es in acht Städten in NRW umgesetzt – in Bochum von der DRK-Alzheimerhilfe. Ziel: Arbeitgeber zu gewinnen, die freiwillige Mitarbeiter zum Pflegebegleiter ausbilden lassen.

Schulungen laufen An der Holtbrügge

Die 45-Stunden-Schulungen finden zwischen September und November in den Räumen des DRK An der Holtbrügge 8 statt.

Die Teilnahme ist sowohl für die Beschäftigten als auch für ihre Arbeitgeber kostenlos.

Gewünscht ist pro Firma ein „Tandem“. Können Betriebe nur einen Mitarbeiter abstellen, kann das Rote Kreuz bereits ausgebildete häusliche Pflegebegleiter als Paten einsetzen.

Auch Ruheständler können die Schulung absolvieren.

Infos: DRK-Alzheimerhilfe, 0234/94 45 117, E-Mail:
h.hoefling@drk-bochum.de

„Dafür besteht hoher Bedarf“, weiß DRK-Pflegeberaterin Heiderose Höfling. Aktuelle Studien besagen: Jeder sechste Arbeitnehmer zwischen 40 und 65 Jahren nimmt Pflegeaufgaben wahr. Tendenz: steigend. Viele der Beschäftigten stehen unter einem enormen Druck, beobachtet die Alzheimerhilfe. Manche drohen an den Anforderungen zu zerbrechen. Konsequenz im Betrieb: Leistungsminderung, körperliche und seelische Erschöpfung, häufige Krankmeldungen bis zum vorzeitigen Ausscheiden aus dem Berufsleben.

Das kann, das darf sich ein Unternehmen in Zeiten wachsenden Fachkräftemangels nicht leisten, meint das DRK – und offeriert den Bochumer Betrieben die Qualifizierung zum Pflegebegleiter.

DAK würdigt Modellprojekt

So funktioniert’s:

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  • Die Firma stellt möglichst zwei Mitarbeiter für die Ausbildung frei.
  • In 45 Stunden (binnen einer Arbeitswoche, aber auch tageweise) erfahren die Beschäftigten alles rund um die häusliche Pflege: Krankheitsbilder, Gesetze, Arbeitsrecht, Netzwerkbildung und – ganz wichtig – Hilfsangebote vor Ort.
  • Derart geschult, sind die Pflegebegleiter fortan Ansprechpartner für die Kollegen, für die nach Feierabend der härteste Job erst beginnt.

Die Pflege kann den Mitarbeitern keiner abnehmen. „Aber gemeinsam mit der Unternehmensleitung und dem Betriebsrat kann geschaut werden, ob es firmenintern Entlastung geben kann. Und: Die Pflegebegleiter können bei Leistungsanträgen an die Pflegekassen ebenso helfen wie bei der Vermittlung von Kurzzeit- und Tagespflegen“, so Heiderose Höfling.

Während die bisherige Resonanz in der Wirtschaft „noch ausbaufähig ist“, hat das DRK bereits eine Auszeichnung erhalten. Die Krankenkasse DAK würdigte das Pflege-Projekt mit ihrem „Award 2014 für herausragendes Engagement für die älter werdende Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen“.