Bochum. Schwerwiegende Kritik äußerte ein Ehepaar Anfang April dem Altenheim an der Bayernstraße gegenüber. Das Heim sei nicht für Demenzkranke geeignet, da ihr erkrankter Vater in ihren Augen völlig falsch behandelt worden wäre. Andere Anwohner können die Kritik jedoch nicht verstehen.

Anfang April hatte ein Ehepaar in der WAZ schwere Geschütze gegen das Haus an der Bayernstraße (84 Plätze) aufgefahren. Die Mitarbeiter hätten es immer wieder versäumt, ihren an Demenz erkrankten Vater zum Essen anzuhalten. Vater habe gehungert. Regelmäßig sei sein Gebiss nicht eingesetzt worden. Im Kleiderschrank habe mit Urin durchnässte Wäsche gelegen. In der Stunde seines Todes sei die Familie erst mit 50 Minuten Verspätung informiert worden.

Das Heim wird von den städtischen Senioreneinrichtungen Bochum (SBO) betrieben. Wie Geschäftsführer Wolfgang Sendt widerspricht nun auch der Heimbeirat der Aussage des Ehepaares, das Heim sei „für Demenzkranke nicht geeignet“. Vorsitzende Marita Wacker: „Als Interessensvertretung der Bewohner haben wir größten Respekt vor dem, was hier geleistet wird – auch und gerade für demenziell Erkrankte, die besonderer Pflege und Zuwendung bedürfen, etwa, weil sie Essen oder Medikamente verweigern.“

"Wir haben keinen Grund zur Klage"

Der Vorwurf, altersverwirrte Bewohnern müssten hungern oder würden verwahrlosen, sei „empörend und rufschädigend. Sämtliche Mitarbeiter leisten professionelle, gute und liebevolle Arbeit. Das war nachweislich auch in dem Fall so, über den die WAZ berichtet hat“.

Negative Erlebnisse überwiegen

Bei aller Anerkennung für die Mitarbeiter: WAZ-Leser erkennen Mängel in den Altenheimen. „Wie sind Ihre Erfahrungen mit Bochumer Pflege- und Altenheimen?“, fragten wir auf unserem Online-Portal.

431 Stimmen wurden abgegeben. Bei 214 Nutzern überwiegen negative Erlebnisse. 140 sammelten gute und schlechte Erfahrungen. Nur 77 Leser zeigen sich komplett zufrieden.

Bewohner Rolf Koch (82) bestätigt im WAZ-Gespräch: „Wir haben keinen Grund zur Klage. Pflege und Essen sind einmalig.“ Elsbeth Jansen, gleichsam an der Bayernstraße zuhause, ergänzt: „Manche Bewohner und Angehörige wollen einen Pfleger für sich allein haben. Das geht nun mal nicht.“

Personalbedingte Defizite

Marita Wacker weiß: „Die Mitarbeiter geben alles, um den Bewohnern ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ Dabei leiste auch der Soziale Dienst „ausgezeichnete Arbeit“. Das, so der Beirat, gelte nicht nur für die Bayernstraße und die SBO, sondern ganz sicher für alle Einrichtungen in Bochum.

Die Bewohnervertreter sehen sich durch das Amt für Soziales und Wohnen als Heimaufsicht ausdrücklich bestätigt. Zwar gebe es insbesondere bei der Pflege dementer Bewohner „personalbedingte Defizite“. Die Zahl der Beschwerden jedoch halte sich in Grenzen. „Im Großen und Ganzen“, so die städtischen Aufseher, „kann man seine Angehörigen ruhigen Gewissens ins Heim geben.“