Bochum. . Das kommende lange Wochenende kann für Patienten problematisch werden, zumindest wenn fachärztlicher Rat gefragt ist . Diese Erfahrung machte Cordelia Tschersich an dem Brückentag, 2. Mai. Ergebnislos versuchte sie, einen niedergelassenen Urologen in Bochum zu erreichen.
Weit und breit ist kein Urologe im Dienst – so erschien es Cordelia Tschersich (32) am 2. Mai, einem Brückentag. Wegen einer hartnäckigen Harnwegsinfektion überwies ihr Hausarzt sie zu einem Urologen, um eine Urinkultur anlegen zu lassen. Schon einmal führte eine verschleppte Harnwegsinfektion bei Tschersich zu einer Nierenbeckenentzündung und Blutvergiftung. Auch deshalb empfand die stillende Mutter die Situation am Mittwoch, 30. April, als dringend.
Etliche Telefonate scheiterten
Der Mittwochnachmittag und auch der Donnerstag, 1. Maifeiertag, fielen für einen Arztbesuch flach. Am Brückentag, 2. Mai, versuchte Tschersich einen niedergelassenen Urologen in Bochum aufzusuchen. Sie scheiterte. „Nicht ein einziger war in der Praxis anzutreffen. Die Anrufbeantworter wiesen nur daraufhin, dass ich außerhalb der Sprechstunde anriefe oder dass die hausärztliche Notfallpraxis zuständig sei“, berichtete sie in einem Brief an die WAZ-Redaktion von etlichen Anrufen, die zum Großteil vor zwölf Uhr mittags stattgefunden hätten.
Dr. Eckard Kampe, Sprecher der niedergelassenen Ärzte in Bochum, widerspricht dem Eindruck der Patientin. An dem besagten Freitagvormittag seien in der Stadt sechs urologische Praxen geöffnet gewesen. „Die Situation ist sicher etwas unglücklich gelaufen. Es wäre gut gewesen, die Patientin hätte rechtzeitig mit einem Arzt gesprochen“, so Dr. Kampe zum Verlauf dieses Vorfalls.
Im Krankenhaus nur notfallmäßige Behandlung
Der ärztliche Rat blieb wohl auch aus, als Cordelia Tschersich sich telefonisch an die urologische Ambulanz im Augusta-Krankenhaus wendete. Dort hieß es: „Eine Kultur anlegen könnten sie nur, wenn ich privat versichert sei oder aber eine Überweisung vom Facharzt hätte, ansonsten könne ich nur notfallmäßig behandelt werden, aber ohne Kultur“, gibt Tschersich in ihrem Brief an die WAZ-Redaktion die Aussage des Krankenhauses wieder.
„Per Gesetz dürfen für routinemäßige, ambulante Behandlungen Krankenhäuser nur in Ausnahmefällen tätig werden“, erläuterte Dr. Burkhard Ubrig, Chefarzt der Klinik für Urologie. Dem vorliegenden Fall habe ein Missverständnis zu Grunde gelegen. „Hätte sich die Patientin zu einer ärztlichen Untersuchung vorgestellt und es hätte sich ergeben, dass es sich um einen Notfall handelt, hätte unsere Klinik selbstverständlich auch im ambulanten Fall eine Urinkultur angelegt“, versicherte Ubrig. Letztendlich ließ Cordelia Tschersich in einem Herner Krankenhaus eine Urinkultur anlegen. Die Untersuchung habe später gezeigt, dass es sich um einen hartnäckigen Keim handelte, so die Bochumerin. Diese Klarheit erhielt sie schließlich nach einem langen Weg mit insgesamt über 40 Telefonaten.