Bochum. „Menschen zuerst“, prangt grün auf weiß auf der Wand hinter seinem Schreibtisch. Dirk Meyer lebt den Leitgedanken täglich neu. Als Patientenbeauftragter der Landesregierung kümmert er sich von Querenburg aus um die Belange kranker Menschen in ganz NRW.

Beschwerden über verpfuschte OPs, Therapien und Behandlungen, Ärger mit Ärzten, Kliniken, Kassen: Die Klagen von Patienten und Angehörigen sind in den letzten Jahren massiv gestiegen. Viele verzweifeln beim mühseligen, oft vergeblichen Kampf gegen die medizinische Vor- und Allmacht. Die rot-grüne Landesregierung hat reagiert. Im Mai 2012 wurde Dr. Eleftheria Lehmann zur ersten NRW-Patientenbeauftragten berufen: „zur Stärkung der Patientenrechte, Erleichterung der Zugänge zu den Beratungsangeboten und zur Bündelung der Beschwerden“, wie es im Aufgabenprofil heißt.

Der Bedarf ist groß. Immerhin hat jeder Bürger das Recht, den Patientenbeauftragten einzuschalten. „Im vergangenen Jahr erreichten uns 1100 Anfragen per Telefon, Post oder Mail“, berichtet Dirk Meyer, seit Juni 2013 Nachfolger von Dr. Lehmann als Nachbar des Landeszentrums im Biomedizinpark am Gesundheitscampus.

Frei von jeglicher Weisung

„Hilferufe“, nennt der 54-Jährige viele der Anfragen. Jahrelange Rechtsstreitigkeiten mit Kliniken, die etliche Aktenordner füllen; juristische Fehden mit (Zahn-)Ärzten oder Krankenkassen wegen Pflegestufen und Krankengeld; oder ganz aktuell: 85 Patienten einer Dialysestation in Castrop-Rauxel, die sich dafür für stark machen, in ihrer Einrichtung zu bleiben, obwohl sie ihre langjährigen Ärzte in eigenen Räumen behandeln wollen: „Wir nehmen uns jeder Anfrage an“, betont Meyer. Er begreift sich als Lotse und Vermittler, der mit seinem Team versucht, „Entscheidungen im Sinne der Patienten zu finden, die zuvor schon alle Wege gegangen sind“. Das gelingt häufig. „Jeder zweite Fall kann mit unserer Unterstützung gelöst werden.“

Von der Aids-Hilfe zum Patientenbeauftragten

Dirk Meyer stammt aus Bergkamen und lebt in Köln. Nach Tätigkeiten als Journalist und Lehrer wurde er 1992 Landesgeschäftsführer der Aids-Hilfe NRW. „Eine Aufgabe, die für mich als schwuler Mann immer auch eine Herausforderung war“, betont der 54-Jährige im WAZ-Gespräch.

Im Juni 2013 wurde er von Gesundheitsministerin Barbara Steffen zum NRW-Patientenbeauftragten berufen.

Im Biomedizinpark stehen ihm Büroleiterin Gudrun Vater, zwei Sachbearbeiterinnen und eine Sekretärin zur Seite.

Unabhängigkeit ist ihm dabei besonders wichtig. „Ich wurde zwar von der Landesregierung berufen, bin aber kein Angestellter, sondern freiberuflicher Mitarbeiter und damit frei von jeglichen Weisungen.“

Unangekündigter Besuch

Erfüllend sei es, Patienten helfen zu können. Und sei es nur mit einem Verweis auf Beratungsstellen oder einer rechtlichen Auskunft. So wie neulich. Ein krankgeschriebener Arbeitnehmer erhielt von jetzt auf gleich Besuch vom Medizinischen Dienst (MDK). Ob er sich das gefallen lassen müsse, fragte er. Nein, weiß Dirk Meyer. „Der MDK muss sich grundsätzlich eine Woche vorher anmelden.“

Der Patientenbeauftragte ist „Am Gesundheitscampus 9“ unter 0234/
915 35 19 40 zu erreichen. Internet: www.patientenbeauftragter.nrw.de