Bochum. . Händeschütteln verboten: Als erstes Krankenhaus in Bochum untersagt die Augusta-Klinik ihren Ärzten und Mitarbeitern den Händedruck. „Das gilt sowohl für den Gruß des Patienten als auch für den Gruß untereinander“, heißt es in einer ab sofort geltenden Dienstanweisung für die 1600 Beschäftigten.
Immer wieder kommt es in Krankenhäusern zu schweren Infektionen durch resistente Keime. Experten gehen bundesweit von jährlich bis zu einer Million Ansteckungen durch mangelnde Hygiene aus.
Als die WAZ vor einigen Wochen ausführlich über die mitunter lebensbedrohliche Keimgefahr in Revier-Hospitälern berichtete, tauchte auch die Augusta-Klinik auf der Roten Liste auf. „Zwar ist die Hygiene für uns schon seit Jahren ein zentrales Thema“, betont Geschäftsführer Ulrich Froese und verweist u.a. auf Desinfektionsspender und Weiterbildungen. „Mit einem Infektionsanteil von 3,5 Prozent liegen wir unter dem Durchschnitt“, bekräftigt Hygienefachkraft Alen Males. Gleichwohl hätten die WAZ-Artikel „Anlass zum Handeln“ geboten.
Ergebnis: die so genannte No-Hand-Strategie. Heißt: Pünktlich zum Tag der Händehygiene in dieser Woche ist das komplette Klinikpersonal aufgerufen, das Händeschütteln tunlichst zu vermeiden. „Damit gehen wir auf dem Weg zu größerer Patientensicherheit einen Schritt weiter, um den Übertragungsweg von Krankheitserregern durch Handkontakte weiter zu durchbrechen“, gibt die Dienstanweisung vor. Sie wird mit der nächsten Gehaltsabrechnung sämtlichen Beschäftigten zugestellt.
Jedem Menschen haften Keime an
Die meisten Augusta-Ärzte beherzigen den handlosen Gruß bereits heute, schildern die Chefärzte Prof. Dr. Santiago Ewig und Dr. Burkhard Ubrig. „Natürlich muss man den Patienten erklären, warum man ihnen nicht die Hand gibt, etwa bei Visiten“, sagt Prof. Ewig. „Fast immer stoßen wir aber auf großes Verständnis. Die Menschen wissen ja, warum wir so handeln.“ Dabei geht es nicht nur um den Schutz vor Keimen, sondern auch um Zeit. 30 Sekunden dauert eine gründliche Handwäsche. Eine Visite umfasst 30 bis 40 Kontakte mit Patienten. Kein Wunder, dass Experten davon ausgehen, dass ein Viertel der Arbeitszeit einer Pflegekraft für die Desinfektion der Hände draufgeht – und für die Pflege fehlt.
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Wunsch der Klinikleitung ist es, dass auch möglichst viele der jährlich 22.000 stationären Patienten und ihre Angehörigen untereinander die „No-Hand-Strategie“ befolgen, aufs Händeschütteln und gegenseitige Umarmungen verzichten und das Krankheitsrisiko mindern. Alen Males wartet mit einer beeindruckenden Zahl auf: „Jedem Menschen haften 1,5 bis zwei Kilo Keime an – die ja nicht unbedingt verteilt werden müssen.“