Bochum. . Im Prozess um den furchtbaren Sesselwurf auf den Kopf eines Kindes (5) hat am Dienstag die 33-jährige Mutter des Opfers eine bewegende Aussage gemacht. Sie schilderte vor dem Landgericht den Unfall und die Leiden ihres kleinen Jungen.
Im Gerichtssaal war die Betroffenheit der Anwesenden geradezu mit Händen zu greifen, als die Mutter (33) des fünfjährigen Mussa am Dienstag ihre Aussage machte. Ihr Kind, das Ende Mai 2013 aus 11,5 Metern Höhe einen Sessel auf den Kopf geworfen bekam, den jemand im Nachbarhaus zum Entrümpeln aus dem Fenster geworfen hatte, leidet bis heute ganz enorm.
„Mama, Papa, kommt schnell runter! Mussa ist tot!“ Das habe ihre Tochter (8) geschrien, als sie ihr Brüderchen reglos und stark blutend in der Hofeinfahrt habe liegen sehen. „Ich habe bei ihr das ganze Blut gesehen. Sie hat versucht, ihn zu kneifen, damit er wach wird.“
„Da bin ich zusammengebrochen“
Mussas Vater (37), selbst schreiend vor Entsetzen, nahm sein Kind auf den Arm und hielt eine fremde Autofahrerin an, um ins Krankenhaus Linden zu fahren, denn ein Notarzt hatte angeblich eine falsche Adresse erhalten. Nach kurzer Behandlung in Linden ging es schnell weiter ins Knappschaftskrankenhaus, wo Mussa eine Woche im künstlichen Koma gehalten wurde. Ein Arzt, so die Mutter, habe gesagt: „Das einzige, was Sie für ihn tun können, ist hoffen und beten.“ So einen Schlag zu überleben, sei unmöglich. Die Ärzte hätten ihm „keine Hoffnung gegeben“ und gedacht, „dass er es nicht schaffen würde“. „Da bin ich zusammengebrochen.“
Tatsächlich haben die Ärzte den Jungen aber gerettet. Danach musste sich Mussa fast ein halbes Jahr stationär zurück ins Leben kämpfen. Die Eltern (4 Kinder) haben sich wochenweise in der Klinik abgewechselt mit der Betreuung ihres Kindes Tag und Nacht.
Eine Prognose für die Gesundung ist äußerst ungewiss
Bis heute ist Mussa in seiner körperlichen und geistigen Entwicklung eingeschränkt. Einzelheiten, die die Mutter vor der 3. Strafkammer über ihr Kind berichtete, sind zutiefst erschütternd und Mitleid erregend. Immerhin: Zurzeit geht Mussa in den Kindergarten, im nächsten Jahr soll er in eine Schule kommen. Eine Prognose für die Gesundung ist allerdings trotzdem äußerst ungewiss.
Vor dem Unfall, sagte die Mutter, sei Mussa „ein starker Junge“ gewesen, „immer selbstbewusst“. Und ganz normal entwickelt.
Den vier Angeklagten wird fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen. Ein Urteil könnte Ende Mai fallen.