Bochum. . 80 Prozent aller Keime im Krankenhaus werden durch die Hände übertragen. Trotzdem soll das Händeschüttel-Verbot der Augusta-Kliniken vorerst in keinem weiteren Bochumer Krankenhaus eingeführt werden. Viele Patienten empfinden den Händedruck als Ausdruck der Höflichkeit.

Als erste Klinik in Bochum hatte die Augusta-Geschäftsführung den 1600 Mitarbeitern und Ärzten in der vergangenen Woche den Händedruck mit den jährlich 22 000 Patienten und untereinander untersagt. An der Bergstraße wertet man die Dienstanweisung als bedeutenden Schritt zu mehr Patientensicherheit. 80 Prozent aller Keime im Krankenhaus werden durch die Hände übertragen. Die „No-Hand-Strategie“ könne den Wert auf fünf Prozent reduzieren, so Geschäftsführer Ulrich Froese.

Kliniken bleiben bei ihren Regelungen

„Ich kann mich mit einer solchen generellen Regelung nicht anfreunden“, entgegnet Prof. Dr. Richard Viebahn, Chefarzt am Knappschaftskrankenhaus Langendreer. Es gebe keinerlei wissenschaftliche Studien über die Wirkung eines Händeschüttel-Verbots. „Eine solche Anweisung würde somit dazu führen, dass man sich in falscher Sicherheit wiegt“, warnt Prof. Viebahn, der zudem auf das Arbeitsrecht verweist: „Wie, bitteschön, soll ein Verstoß sanktioniert werden?“

„Derzeit nicht vorstellbar“ sei ein Verbot auch im Bergmannsheil, teilt Sprecher Robin Jopp die Befürchtung von Prof. Viebahn: „Ein generelles Verbot, das mit dem Hinweis auf Ersparnis von Desinfektionsmaßnahmen und Arbeitszeit begründet wird, könnte dazu verleiten, dass mit der Händedesinfektion nachlässiger umgegangen wird.“ Im Bergmannsheil bleibe es bei der Regelung, nach der die Ärzte abhängig vom Behandlungsbereich und von der Situation des Patienten entscheiden, ob aufs Händeschütteln verzichtet wird.

"Alle Stationen sind mit Desinfektionsspendern ausgestattet"

„Ein generelles Verbot, sich die Hände zu geben, wollen wir nicht aussprechen“, bekräftigt auch Dr. Jürgen Frech, Leiter der Unternehmenskommunikation des Katholischen Klinikums. Zwar verfolge die Augusta-Klinik einen „interessanten Ansatz“. Der eigene Weg habe sich aber als effizient erwiesen: „Wir schulen unsere Mitarbeiter kontinuierlich. Alle Stationen sind mit Desinfektionsspendern ausgestattet. Dies gilt auch für Besucher.“

Das Helios St. Josefs-Hospital in Linden hält ein generelles Verbot gleichfalls „nicht für den richtigen Weg, weil es von der wichtigsten Regel der Krankenhaushygiene ablenkt: der richtige Händehygiene“, betont Sprecher Volker Martin. Mit den anderen Kliniken ist er sich in einem weiteren Punkt einig: Viele Patienten empfänden den Händedruck als Ausdruck der Höflichkeit, Wertschätzung und Zuwendung. Dabei solle es bleiben.