Essen. Resistente Keime oder Bakterien im Krankenhaus machen immer wieder Schlagzeilen. Was macht sie so gefährlich und wie lässt sich eine Ausbreitung verhindern? Eine Anleitung für Krankenhaus-Patienten und Besucher.

Sie haben exotische Namen wie Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA, ein Erreger aus dem Nasen-Rachen-Raum) oder Vancomycin-resistenter Enterococcus faecium (VRE, ein Darmkeim) und wirken so bedrohlich, weil man sie nicht sieht und es schwer ist, sich vor ihnen zu schützen: Gefährliche Keime tauchen weltweit immer wieder in Kliniken auf – wobei es sich bei Methicillin und Vancomycin jeweils um das Antibiotikum handelt, gegen das der Keim resistent ist.

Zuletzt haben Ärzte in der Düsseldorfer Uni-Klinik Patienten behandelt, bei denen so genannte VRE festgestellt wurden. Helmut Wenzel, leitender Fachkrankenpfleger für Krankenhaushygiene im Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf, gibt Antworten auf drängende Fragen zum Thema Keime.

Welche Keime sind resistent und warum?

Die so genannten resistenten Keime sind im Ursprung oft ganz normale Darmkeime – wie zum Beispiel die Enterokokken, die bei den Patienten in der Düsseldorfer Uni-Klinik aufgetreten sind. Sie tauchen bei Menschen und Tieren auf, auch in Käse oder Rohwurst.

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„Enterokokken werden resistent gegen Antibiotika bzw. stellen sich darauf ein, weil wir diese in Partikeln mit unserer Nahrung aufnehmen – zum Beispiel im Fleisch von Geflügel, das mit Antibiotika behandelt wurde“, erklärt Helmut Wenzel.

Dabei muss jeder Fall von resistenten Keimen allerdings gesondert betrachtet werden, weil die Keime auf verschiedene Weise bekämpft werden. So waren etwa die Patienten in der Uni-Klinik von Enterokokken betroffen, die gegen das Antibiotikum Vancomycin resistent sind. „Dieses Mittel wirkt hingegen gut gegen den MRSA-Keim“, sagt Wenzel.

Wer ist gefährdet?

Man kann einen resistenten Keim in sich tragen, ohne dadurch zu erkranken. Gefährlich kann dieser erst für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem werden, also etwa für Aids- oder Krebspatienten oder ältere Menschen, die mit verschiedenen Krankheiten zu kämpfen haben.

Woran erkennt man, dass man betroffen ist?

„Hier muss man unterscheiden zwischen denjenigen, die von einem Keim besiedelt sind, und Patienten, die unter einer Infektion leiden“, sagt Helmut Wenzel. „Erstere erkennen die Besiedelung in der Regel nicht, weil es dabei keine Symptome gibt. Eine Infektion durch einen Keim kann sich allerdings in Fieber, Schmerzen, Entzündungen und einem dadurch veränderten Blutbild ausdrücken.“

Ärzte und Hygienefachkräfte in Krankenhäusern stellen durch einen Abstrich mithilfe eines Stäbchens an der Schleimhaut im Nasen-Rachen-Raum oder im Darmbereich fest, ob ein Patient Keime in sich trägt – und welche es sind. Bei Menschen, die von einer Infektion betroffen sind, wird je nach ihren Symptomen das Blut oder ein Sekret untersucht. Das heißt: Hat der Erreger eine Wunde befallen, wird ein Abstrich gemacht. Bei einem veränderten Blutbild mit Entzündungswerten wird eine Blutprobe untersucht und bei einer Lungenentzündung Sekret aus der Lunge. Anschließend werden dann sowohl die Infektion als auch der auslösende Keim bekämpft.

Wie werden resistente Keime übertragen?

Bleiben wir bei den Keimen aus dem Darm – die können durch unhygienisches Hantieren des Patienten oder des Krankenhaus-Personals von dem Ort, an den sie hingehören, zum Beispiel ein Katheter, verschleppt werden. Darüber gelangen sie in Wunden und schlimmstenfalls in die Blutbahn. „Auf diese Weise entstehen Wund- oder Harnwegsinfektionen und unter ungünstigsten Umständen eine Sepsis, also eine Blutvergiftung“, erläutert Fachkrankenpfleger Helmut Wenzel.

Auf welche Weise lässt sich eine Verbreitung verhindern?

Sobald das Krankenhaus beim Abstrich einen Erreger bei einem Menschen feststellt, leiten die Pflegekräfte Maßnahmen ein. „Diese leiten sich daraus ab, wie gefährlich der Keim ist und wo er sich auswirkt – etwa in einer entzündeten Blase oder einer infizierten Wunde“, sagt Experte Wenzel.

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Unerlässlich ist eine Basishygiene, zu der eine umfangreiche Desinfektion gehört. Die betrifft nicht nur die Hände, sondern den kompletten Raum und alle Flächen, auch persönliche Gegenstände des Patienten und dessen Wäsche sowie den Abfall. Das Pflegepersonal schütze sich mit Handschuhen, Schürzen, Mund- und Nasenschutz und manchmal mit einer speziellen Brille vor einer Übertragung durch Blut oder Ausscheidungen. Verwirrte Patienten, die nicht auf ihr hygienisches Verhalten achten können, bekommen ein Einzelzimmer. Für solche hochansteckenden Patienten gibt es Einweg-Blutdruckmanschetten und Nierenschalen. Wenzel: „Auch Deoroller und Rasierapparate können Keimträger sein und werden am besten durch Spray oder Wegwerf-Rasierer ersetzt.“

Wie gehen Freunde und Bekannte mit Betroffenen um?

„Patienten sollten auf keinen Fall wie Aussätzige behandelt werden“, sagt Fachkrankenpfleger Helmut Wenzel und plädiert für einen möglichst ungezwungenen Umgang. Schließlich werden die Erreger nur durch Körperkontakte und Schmierinfektionen übertragen. Wer aufs Händeschütteln verzichtet und sich stattdessen freundlich zuwinkt, hat schon eine Ansteckungsquelle umgangen. Immer wichtig nach dem Besuch eines Patienten: gründlich die Hände waschen.

Ansonsten kann man auch ein kleines Fläschchen mit Hand-Desinfektionsmittel (gibt es in der Apotheke) bei sich in der Tasche tragen und bei Bedarf benutzen.

Gut zu wissen

Über Infektionskrankheiten von A-Z informiert das Robert Koch Institut auf seiner Homepage www.rki.de unter dem Reiter Infektionsschutz.
Mehr zum persönlichen Infektionsschutz erfährt man unter diesem Stichwort auf der Homepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.bzga.de.