Bochum.

Derzeit sitzen landesweit Schülerinnen und Schüler über ihren Abiturklausuren. Der erste reine G8-Jahrgang bastelt gerade am Reifezeugnis, hat die Schule hinter sich und kein Interesse mehr daran, ob es demnächst wieder neun Jahre bis zum Abitur sind – oder eben nicht. Ein Thema bleibt es dennoch. Nach einem Runden Tisch in Düsseldorf mit Schulministerin Sylvia Löhrmann ist klar, dass es im Streit über die Zahl der Schuljahre an den Gymnasien in NRW keine schnelle Entscheidung geben wird.

Zunächst sollen Arbeitsgruppen eine Bestandsaufnahme erarbeiten. Die soll im Herbst dem Landtag vorgelegt werden. Löhrmann selbst warnte vor einer überstürzten Abschaffung der verkürzten Schulzeit. Es sollten auch Möglichkeiten gesucht werden, Schüler zu entlasten, so die Ministerin.

Schulleiter nehmen Stellung

Das sieht auch Bernhard Arens Schulleiter des Theodor-Körner-Gymnasiums so. „Ich halte eine Rückkehr zu G8 nicht für erforderlich. Unserem nordrheinwestfälischen Bildungssystem steht es gut zu Gesicht, zwei unterschiedliche lange Ausbildungsgänge in einem (fast) Zwei-Säulensystem anzubieten. Dabei vertreten die Gymnasien den schnelleren Weg zum Abitur, den niemand mitgehen muss. Die G8-Alternative ist breit vorhanden. Allerdings sehe ich auch Möglichkeiten, G8 zu optimieren.“

Anna Bucher, Schulleiterin des Goethe-Gymnasiums verweist auf eine Reihe anderer Aufgaben und Neuerungen, die auf die Schulen zeitgleich mit der Umstellung auf G8 zugekommen sind. „Einführung der Kernlehrpläne, Zentralabitur, individuelle Förderung, Inklusion. Jede Neuerung, so sinnvoll und notwendig sie auch sein mag, bringt bei Schülern, Eltern und Lehrern Verunsicherung und Ängste mit sich. Probleme, die mit Ruhe und Gelassenheit schnell bearbeitet wären, gewinnen durch Verunsicherung ein unangemessenes Gewicht. Schulen brauchen jetzt dringend Ruhe und keine neuen Änderungen, um ihre Aufgaben gut erfüllen zu können.“

Klar Stellung bezieht auch Hans Georg Rinke, Schulleiter des Schiller-Gymnasiums. „An das Thema G8/G9 gehen wir nicht dran. Aber ich muss sagen: G8 bringt nicht viel. Die Schüler fühlen sich dick belastet, haben teilweise von 8 bis 18 Uhr Unterricht. Dazu kommt, dass viele dann nach dem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr machen, die gewonnene Zeit also anders genutzt wird, als angedacht. Festzuhalten bleibt, dass das Curriculum nicht genügend verschlankt worden ist. Man versucht in acht Jahren zu machen, was man sonst in neun Jahren gemacht hat.“