Bochum. Der Automatisierungsspezialist Mach4 aus Bochum-Werne gehört zu den Weltmarktführern in seiner Branche. Es beliefert Apotheken, Großhändler und mittlerweile auch die Industrie mit Lager- und Sortierlösungen. Im Dezember 1997 wurde die Firma gegründet. Produziert wurde zuerst in einer Garage.

Die überraschendste Information kommt fast beiläufig daher. „Und dann wird die Lieferung in die Maschine gestellt oder reingeschüttet und sortiert“ erklärt Gregor Malajka, als er den Prozessablauf einer vollautomatischen Medikamentenlagerung in einer Apotheke made by Mach4 erklärt.

Chaotisch? – Ich dachte immer Lagerung und Ausgabe von Produkten habe etwas mit penibler Ordnung zu tun – sozusagen als ehernes Gesetz der Logistik.

Das muss nicht sein, auch wenn es in etwa 18.000 von 21.000 Apotheken in Deutschland momentan noch so üblich ist. Ordnen? „Das macht der Automat für sie. Das ist ein chaotisches Lager“, erklärt Mach4-Geschäftsführer und Marketingexperte Malajka. „Wir optimieren nach Fläche und Größe der Packungen und lagern chaotisch ein. Jede Packung hat nicht immer den gleichen Platz. Chaotisch ist flexibler und platzoptimierender.“

Zehn Sekunden bis zur Ausgabe

150 Packungen unterschiedlicher Größe, Farbe, Hersteller lassen sich binnen drei Minuten lagern. Sollte eines von ihnen vom Kassensystem angefordert werden, ist es binnen zehn bis zwölf Sekunden am Ausgabetisch der Apotheke, weil es über den Strichcode und einen fotografischen Abgleich extrem schnell gefunden wird. Über Nacht, so Malajka, fährt das System Optimierungsfahrten. Das schafft Platz, spart Zeit und Kosten. Gerade erst wurde die Großapotheke des Anna-Krankenhauses in Herne mit so einer Anlage ausgestattet, ein Seecontainer ist – bepackt mit einer Mach4-Maschine – unterwegs nach China.

MEIN JOB

Mit Roboterarmen hat Slawomir Lewandowski viel zu tun – genauer gesagt, mit mechanisch gebauten Achsen-und Greifersystemen. Sie gehören zu den Herzstücken der Mach4-Anlagen. Der Techniker baut sie, verbessert sie, repariert sie. Seit gut zehn Jahren ist der 50-Jährige bei Mach4 beschäftigt und schätzt dabei seine anspruchsvolle Tätigkeit ebenso wie das Betriebsklima.

„Ich habe hier eine abwechslungsreiche Arbeit mit immer neuen Herausforderungen. Das gefällt mir. Außerdem gibt es ein gutes Miteinander der Kollegen.“ Weit mehr als die Hälfe aller Mitarbeiter sind ähnlich lange im Unternehmen wie er.

Derweil hat der Verjüngungsprozess begonnen. Erstmals drei Mechatroniker-Azubis wird es im kommenden Lehrjahr geben – mit guten Übernahmechancen. Und sicher wird sich das Trio auch am Arbeitsplatz von Slawomir Lewandowski einiges von dem erfahrenen Mechaniker abschauen.

Unternehmensdaten:

Name: Mach4

Standort: Bochum-Werne

Branche: Automatisierungstechnik für Gesundheitswesen und Industrie

Beschäftigte: 150 (90 in Bochum)

Umsatz: 22 Millionen Euro

Absatzmarkt: weltweit

Automatisches Sortieren und Ausgeben von Medikamenten – in Apotheken, Krankenhäusern und bei Großhändlern. Das ist das Kerngeschäft von Mach4. Das gerade 16 Jahre alte Unternehmen ist zu einem der Weltmarktführer in einer jungen Branche aufgestiegen, in der es nach Einschätzung von Gregor Malajka enormes Entwicklungspotenzial gibt. Nicht nur dort. Längst sind die Fühler auch auf dem Industriemarkt ausgestreckt, zum Beispiel um Firmen mit Kleinstteilelagern zu bedienen. Das Lager des Brillenglas-Herstellers Stratemeyer etwa haben sie mal eben von 250 auf 25 qm geschrumpft.

Da tun sich neue Märkte und Wachstumsmöglichkeiten auf. „Wir suchen immer Mitarbeiter“, so Malajka – momentan Mechatroniker und Energieanlagenelektroniker. Interessenten sollten eine gewisse Reisefreude mitbringen für die Montageteams, die mitunter drei oder vier Wochen unterwegs sind, oder für die Tageseinsätze als Servicetechniker. Wartung und After-Sale-Geschäft sind ein Bestandteil des Geschäfts. Das wächst bei derzeit 1400 weltweit verkauften Maschinen und Anlagen, davon 500 in Deutschland, immer weiter.

Betreuung rund um die Uhr

Betreut werden Kunden rund um die Uhr. An 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag und in zehn Sprachen – die internationale Belegschaft macht es möglich – sei das Servicetelefon besetzt. Manchmal taucht ein Techniker auch unangekündigt bei einem Kunden auf, um ein Verschleißteil auszutauschen. Alle Anlagen sind per Funkkontakt mit der Zentrale verbunden.

Montiert werden sie in der Produktionshalle am Stammsitz in Werne. Etwa 100 Zulieferer, die meisten aus einem Umkreis von 100 Kilometern, beliefern Mach4 mit Material und Bauteilen. Dessen größte Sorgen könnte über kurz oder lang der Platzmangel sein. Eine mobile Halle hinter dem Hauptgebäude hat der Bezirksregierung erlaubt. Dann gibt es noch einen überschaubaren Grünstreifen. Mehr Platz fürs Wachstum gibt es nicht. Was Gregor Malajka indes nicht wirklich aus der Ruhe bringt. Er sagt: „Es gibt genügend Flächen und Immobilien in Bochum.“ Auch Dortmund, die Stadtgrenze ist nur einen Katzensprung entfernt, könnte Interesse haben an so einem Aufsteiger haben.

Vier "Bochumer Jungs" ließen ihren Traum wahr werden

Mach4 – so ein ungewöhnlicher Firmenname weckt die Lust zu Assoziationen. „Geschwindigkeit“ fällt einem ein; Ultraschallgeschwindigkeit, um genauer zu sein. Und wer hört wie schnell die wahllos in die Sortiermaschine eingeworfenen und abgelegten Medikamente diese auf Anforderung wieder finden und ausspucken, könnte meinen, so ein Name liegt doch Nahe. Auch das Produkt aus dem Hause eines Herstellers für Nassrasierer fällt einem natürlich ein. Aber so weit hergeholt ist die Idee für den Namen des Automatisierungsspezialisten aus Werne nicht.

Tatsächlich gibt es einen eher schlichten Grund für ihn. Die „4“ steht für jene vier Gründer, die im Dezember 1997 als Startup in einer Garage an Theoderichstraße unweit des Opel-Rings ihren Traum von der eigenen Firma realisiert haben. Das „Mach“ drückt nichts anderes als jene Tatkraft und Hemdsärmeligkeit, mit denen das Quartett zu Werke ging.

Die Kenntnisse aus dem Studium auf ein anderes Gebiet übertragen

„Das waren alles Bochumer Jungs“, erinnert sich Holger Wallat, einer der noch zwei im Unternehmen verbliebenen Gründer und Gesellschafter. Als Student der Ingenieurwissenschaften, der sein Studium selbst finanzierte und dadurch erste Erfahrungen als Selbstständiger sammelte, hatte er sich bei Opel schon mit der Automatisierungstechnik beschäftigt. Damals wurde die Idee im Kreis der vier unerschrockenen, angehenden Ingenieure geboren, die Kenntnisse auf ein anderes Gebiet zu übertragen und auszuweiten. Schnell war klar, die Medikamentenbranche sollte es sein. Bald danach zog Mach4 von der Theoderichstraße in sein jetzigen Areal an der Limbeckstraße um, das mittlerweile im Firmenbesitz ist.

Profitiert hat von der Kreativität und dem Wachstum der Vier auch Bochums Sternwarte. Deren in die Jahre gekommenes Radom war vor gut zehn Jahren eigentlich dem Untergang geweiht – es gab nämlich keine Ersatzteile mehr für das Fenster zum Weltraum. Mach4 ließ die Kontakte zu seinen Zulieferern spielen und baute schließlich eine neue moderne Steuerungseinheit zum Gebrauch der 20 Meter-Parabolantenne in der 40 Meter hohen Traglufthalle ein – eine großzügige Spende diverser Firmen in insgesamt sechsstelliger Höhe.