Bochum. Ranfahren, bestellen, bezahlen, fertig: Nach Fast-Food-Restaurants, Bäckereien und Baumärkten haben auch Apotheken den Drive-in-Service entdeckt. Als eine der ersten Pharmazeutinnen im Ruhrgebiet bedient Katrin Becke ihre Kunden in Hofstede am Autoschalter.
Die Westfalen-Apotheke hat Tradition. 1900 in Hordel gegründet, firmiert sie seit 1998 im Hannibal-Center. Der langjährige Betreiber Ulrich Becke war neuen Ideen immer aufgeschlossen. „Schon vor Jahren fasste Vater den Plan, einen eigenen Schalter für Autofahrer einzurichten. Das scheiterte aber an den baulichen Gegebenheiten“, berichtet Katrin Becke (38).
Es war der Tochter vorbehalten, Vaters Plan umzusetzen. 2012 übernahm sie den Betrieb. Der Umbau des Hannibal-Centers bot die Chance, 30 Quadratmeter zusätzlich anzumieten. Das Gesundheitsamt erteilte die Betriebserlaubnis. Vor wenigen Tagen ging der Apotheken-Drive-in an den Start.
Es funktioniert wie bei den benachbarten Burgerbratereien. Nur dass es um Pillen und Pasten statt um Pommes und Beef geht:
– Eine eigene Fahrspur führt die mobilen Kunden an den Schalter.
– Nach dem Klingeln bittet einer der 16 Apotheken-Mitarbeiter um die Bestellung, die per Lautsprecher aufgegeben wird.
– Ruckzuck wird die gewünschte Ware durch das geöffnete Autofenster gereicht.
– Bezahlt wird in bar. „Es wäre zu kompliziert, dass EC-Gerät ins Auto zu hieven“, sagt Katrin Becke.
Auch Rezepte werden eingelöst
Am Autoschalter gibt es die gleichen Produkte wie in der Apotheke. „Selbstverständlich werden auch Rezepte eingelöst“, sagt die Chefin. Wichtig ist ihr, dass auch Drive-in-Kunden bei Bedarf und auf Wunsch ausführlich und kompetent beraten werden. Wenn’s länger dauert, müssen die anderen Fahrer halt warten.
Beratung muss gesichert sein
Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe wertet den neuen Drive-in-Schalter zwar „nicht als Zukunftsmodell“, so Sprecher Michael Schmitz.
„Wir haben aber nichts gegen diese außergewöhnliche Art des Kundenservice, wenn es dafür Bedarf gibt“, heißt es auf Anfrage der WAZ in Münster.
Wichtig sei, dass auch am Autoschalter eine persönliche, kompetente und vertrauliche Beratung gesichert ist. „Dazu ist jeder Apotheker verpflichtet.“
Die Zielgruppe für den neuen Service hat die Apothekerin klar definiert: „Ältere Menschen, für die der Fußweg in den Laden zu beschwerlich ist. Erkrankte, die ganz fix ein Medikament benötigen. Und Eltern, die ein krankes Kind versorgen.“ Die Mutter eines Kleinkindes zählte dieser Tage zu den ersten Kunden. Katrin Becke: „Ihre Tochter lag mit Fieber auf der Rückbank. Sie war heilfroh, die Kleine nicht mit in die Apotheke nehmen oder im Auto zurücklassen zu müssen, sondern die Arzneien direkt im Auto zu bekommen.“
Überhaupt: Die ersten Erfahrungen seien positiv. Demnächst will die Apothekerin in der Kinderklinik für den Autoschalter werben. Ein Unterschied zu den gängigen Drive-in-Angeboten wird dabei Erwähnung finden müssen. Anders als in Fast-Food-Läden ist der Apotheken-Autoschalter nur während der normalen Geschäftszeiten geöffnet: montags bis freitags von 8.30 bis 20 Uhr, samstags von 9 bis 20 Uhr.