Bochum. Der Großarmaturenhersteller Bomafa aus Wattenscheid liefert seine Einzelanfertigungen bis nach China und Indien. Etwa die Hälfte seiner Kunden stammen aus dem Ausland. Kurzarbeit gehört längst der Vergangenheit an. Das Unternehmen ist mit seinen begehrten Einzelanfertigungen auf Wachstumskurs.
Seit einigen Tagen sitzt Friedrich Appelberg (46) wieder am Schreibtisch. Er ist zurück aus China; plant, telefoniert, führt Gespräche und geht immer mal wieder rüber in die Produktionshalle. „Im Moment haben wir besonders viel zu tun“, sagt der Geschäftsführer und Inhaber von Bomafa, einem Maschinen- und Anlagenbauer mit 90-jähriger Firmengeschichte und vollen Auftragsbüchern. „Wir sind auf Wachstumskurs“, sagt der Chef eines Betriebs mit derzeit 102 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von etwa 15 Millionen Euro.
In Phasen wie diesen ist er besonders froh, einen zweiten Geschäftsführer eingestellt zu haben. Das gibt ihm Luft für die Auslandsreisen. Die sind mittlerweile unabdingbar für sein Unternehmen. Etwa die Hälfte des Umsatzes macht das Geschäft mit Kunden außerhalb von Deutschland aus; viele von ihnen in Übersee. Der Chef kümmert sich um China und fliegt mehrmals im Jahr nach Shanghai. Co-Geschäftsführer Bertram Gögelein konzentriert sich auf Indien.
Ein wichtiges Jahr
Sie sind nicht die einzigen, die oft und weit unterwegs sind. Ein Monteur war unlängst zwei Wochen in Brasilien, ein anderer in Malaysia. Und in der Halle liegen schon die nächsten Teile, die ausgeliefert werden müssen. „Wer für uns arbeitet, der sollte aus Bochum und der unmittelbaren Umgebung kommen, Neugierde und Reiselust mitbringen“, sagt Appelberg. Die Anlagen, tonnenschwere Armaturen, Turbinenumleitstationen oder Hochdruckschieber für Kraftwerke oder Chemieanlagen, sind auf der ganzen Welt gefragt und müssen dort in Betrieb genommen, gewartet oder repariert werden.
Vor 14 Jahren, als Friedrich Appelberg die Leitung des Unternehmens von seinem Vater übernommen hat, saß die Kundschaft vor allem in Deutschland. Der Senior sei erst skeptisch gewesen, als er von der Idee seines Sohnes erfuhr, weiter über den Tellerrand hinauszuschauen. Aber er habe sich überzeugen lassen und „mich geradezu stark geredet, als es um die Nachfolge ging“. Während einer Übergangszeit führten sie gemeinsam das Geschäft. Der Junior hatte die Chance, ein Jahr mit seiner Familie in China zu leben und dort den Markt zu erkunden. Ein wichtiges Jahr. Für Appelberg persönlich, der zuvor ein Ingenieurstudium in Bochum und ein Wirtschaftsstudium in London absolviert hatte, und der einräumt, dass seine Lust auf die Welt die Ausrichtung der Firma stark beeinflusst habe. Wichtig sei die Zeit in China auch für das Unternehmen gewesen, um das Land und seine Mentalität kennen zu lernen.
Schlanke Strukturen und flache Hierarchien
Die Expansion war erfolgreich. Bis vor 14 Jahren gab es bei Bomafa regelmäßig jedes Jahr zwei bis drei Monate Kurzarbeit. Das gehört längst der Vergangenheit an. Die enorme Nachfrage in aufstrebenden Industrienationen wie China, Indien, Brasilien oder in schnell wachsenden Schwellenländern nach Energie ist gut für das Geschäft. Die Chinesen könnten vieles bauen und nachbauen. „Aber ein sicherheitsrelevantes Teil wie unsere Stahlarmaturen bestellen sie lieber in Deutschland. Das schützt uns ein bisschen.“
Schnell auf Marktentwicklungen zu reagieren, so Appelberg, sei wichtig für seine Firma. Schlanke Strukturen und flache Hierachien machten das möglich. „In mittelständischen Firmen wird man viel schneller an Aufgaben herangeführt, die in großen Unternehmen so schnell nicht zu erreichen sind.“
50 Jahre alte Produktionshalle
Die Belegschaft ist ein wichtiger Eckpfeiler. Das fängt in der Konstruktionsabteilung an, dem „Herz der Firma“, und setzt sich in der Produktionshalle fort. Dort arbeiten Männer mit goldenen Händen. Leute wie Steffen Olbrich. Der Zerspanungsmechaniker ist seit 25 Jahren im Betrieb und bearbeitet gerade ein vier Tonnen schweres Stahlbauteil. Groß und mächtig sind viele Werkstücke, die hergestellt werden und für deren präzise Produktion trotz des Einsatzes von Hightech-Maschinen viel Erfahrung und handwerkliches Geschick nötig sind. Steffen Olbrichs Motto: „Alles in Ruhe und mit viel Überlegung machen.“ Ein Fehler würde viel Zeit und Geld kosten.
„Kann auch passieren“, sagt Friedrich Appelberg, der einst eine Waldorfschule besucht hat und damit keine klassische Basis für eine Unternehmerkarriere hat. Wer seinen Namen tanzen kann, scheint nicht prädestiniert zu sein, um im knallharten Wirtschaftsleben zu bestehen. Aber: „Ich habe dort früh gelernt, mich auf Leute einzulassen.“ Das hilft enorm. Auch bei der Suche nach geeignetem Personal. Im Moment sucht Bomafa einen Schweißingenieur, einen Konstrukteur und einen Techniker. Denn zu tun gibt es reichlich. Und Begehrlichkeiten gibt es auch immer wieder: „Wir sind zwar kein schönes Unternehmen“, sagt Appelberg beim Gang durch die 50 Jahre alte Produktionshalle mit dem Blick an die Wände. „Aber ein gesundes.“ Kaufanfragen gebe es öfter. Er lehnt sie ab. Denn als Unternehmer unternimmt er gerne selbst und hält nichts davon, übernommen zu werden.