Bochum. Etwa 99 Prozent aller Unternehmen in Bochum gehören zum Mittelstand. Die WAZ stellt einige von ihnen in einer neuer Serie vor. Oft unbekannt und unterschätzt, bestechen sie durch Innovationen, Flexibilität und Standortnähe.
Bochum ohne Bergbau war mal undenkbar. Bochum ohne Opel schien undenkbar. Große Branche und Betriebe haben der Stadt ihren Stempel aufgedrückt. Dabei sind es längst nicht nur die ganz Großen, die ThyssenKrupps, die Opels , die Arals und die GEA’s, die das Wirtschafts- und Arbeitsleben diktieren. 99 Prozent aller bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) gemeldeten 16 000 Firmen in der Stadt gehören zum Mittelstand.
Etwa 60 Prozent aller Beschäftigten sind im Mittelstand tätig – und 85 Prozent der Auszubildenden. Der Mittelstand gehört zu den wesentlichen Motoren, die die Stadt antreiben, in dem er Arbeitsplätze bereitstellt, Innovationen vorantreibt, Märkte eröffnet oder soziale Aufgaben unterstützt.
Unterschätzte Mittelständler bekannt machen
Aber wer sind diese Mittelständler, was produzieren sie, wo verkaufen sie ihre Produkte und welche Mitarbeiter arbeiten für sie? „Von uns wissen nicht einmal die Anwohner von gegenüber was wir eigentlich machen“, sagt Thomas Malzahn, Marketing-Manager des weltweit tätigen Spezialmaschinenherstellers Entex an der Heinrichstaße in Gerthe. Mittelstand ist unbekannt.
Die WAZ will den vielleicht unterschätztesten Player im Wirtschaftsleben bekannt machen. In einer Serie stellen wir eine Vielzahl verschiedener Mittelständler aus Bochum vor, schreiben ihre Geschichte auf, stellen ihren Beschäftigten vor, berichten von ihren Innovationen und ihre wirtschaftliche Bedeutung – vom Maschinenbau-Unternehmen über Software-Spezialisten und Logistikern bis hin zu Startups. Es ist ein weites Feld mit einigen Überraschungen.
Mittelstand ist kein Mittelmaß
Mittelstand? Das hört sich ein bisschen an wie Mittelmaß. Genau das aber ist es nicht. „Unter Mittelstand verstehen wir in Deutschland Unternehmen, die bis zu 500 Beschäftigte und einen Umsatz von bis zu 50 Millionen Euro haben“, erklärt Christoph Burghaus, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet.
Kleine, mittelgroße und größere Unternehmen, nicht zuletzt in Familienbesitz, gehören zum Mittelstand. Was sie und Mittelständler aller Art eint, ist vor allem ihre Bindung an den Standort. „Die verschwinden nicht einfach und sagen, unter Kostenaspekten sehen wir momentan nicht die Entwicklungsmöglichkeiten“, so Burghaus. „Als Nokia hier verschwunden ist, das ging ratzfatz von jetzt auf gleich. Da wurde nicht lange gefackelt, die waren auf einmal weg.
Das würde ein Mittelständler nicht machen. Der versucht auch Krisensituationen zu meistern. Er ist verankert in der Region und hängt an der Region.“ Und: Für eine Stadt sei es wichtig, eine Vielzahl an Firmen zu haben. „Wenn man auf mehreren Standbeinen steht, ist die regionale Entwicklung stabiler als wenn man angewiesen ist auf ein, zwei große Unternehmen. Ein Tausendfüßler fällt nicht so leicht um wie ein Dinosaurier.“
- Zum Interview mit Christoph Burghaus, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet