Bochum.

Es ist ein großer Unterschied, ob man Bilder von etwas sieht, oder ob man man selber vor Ort ist. In wenigen Fällen ist das so eindringlich, so heftig wie beim „Besuch“ eines ehemaligen Konzentrationslagers. Durch das Tor zu gehen, über dem der Schriftzug „Arbeit macht frei“ prangt, in den Baracken zu stehen, in denen Menschen untergebracht waren und darauf warteten zu sterben, in der Gaskammer zu stehen, in der Millionen Menschen starben, das alles macht betroffen und ist dennoch kaum zu fassen, die Gefühle, das Gesehene in Worte zu fassen.

Die Schülerinnen und Schüler einer Projektgruppe der Erich-Kästner-Gesamtschule versuchten das dennoch. Auch wenn Projektleiterin Karin Finkbohner klar war, „das wir das mit unseren Worten nicht schaffen werden“. Seit vier Jahren besucht die Schule mit einer Projektgruppe ein ehemaliges Konzentrationslager. abwechselnd geht es nach Buchenwald und Auschwitz-Birkenau. Finkbohner, die zusammen mit Elisabeth Danou-Fuchs und Andreas Wittmann diese Gruppe während der dreitägigen Fahrt begleitete, kennt die Reaktionen der Schüler, weiß, wie einprägsam die Erlebnisse vor Ort sind. „Das ist immer wieder heftig. Deshalb bitte ich die Schülerinnen und Schüler, ihre Eindrücke recht zeitnah aufzuschreiben.“

Die Lager sahen so friedlich aus

Diese waren Bestandteil der Präsentation. „Ich bin heute noch davon mitgenommen“, sagte zum Beispiel Isabel Reichelt (17). Sie war schon in Buchenwald, hatte erneut am Projekt teilgenommen. „Die Lager sahen durch die wachsenden Blumen so friedlich aus, als ob sie ihren Frieden nach der NS-Zeit gefunden haben. Trotzdem war es für mich ein Ort der Trauer und des Schreckens.“ Ähnlich schilderte es Chiara Uras (17). „An einem Ort, der Trauer, Qual und Schmerz mit Unmenschlichkeit vereint, haben mich besonders die Geschichten der einzelnen beeindruckt, die versucht haben, sich Menschlichkeit und Würde zu bewahren. Auschwitz hat mit verdeutlicht, zu welchen Taten Menschen in der Lage sind und dass dies nicht in Vergessenheit geraten sollte, damit ein solches Schicksal sich nicht wiederholt. Meine Ansicht, aktiv gegen Faschismus anzukämpfen, hat sich nur mehr als verstärkt.“

Das wiederum ist ein Teil der Idee der Studienfahrt, die, wie Finkbohner sagt, „in unser Projekt Schule ohne Rassismus eingebunden ist. Wir wollen eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der Konzentrationslager, den Nazi-Verbrechen erreichen. Dazu wollen wir die Schüler zum eigenen Handeln gegen Unrecht, Diskriminierung, Rassismus und fremdenfeindlichen und faschistischen Ideologien ermutigen“.