Werne. . Rund 40 Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule und der Franz-Dinnendahl-Realschule widmen sich „Flucht und Vertreibung“ der NS-Zeit und heute. Gemeinsam stellen sie ein Musical auf die Beine, bei dem sie sogar die Songs selber schreiben.
Was wissen Jugendliche heutzutage über Verfolgung, Flucht und Vertreibung während des Dritten Reiches? „Und geht uns das überhaupt noch etwas an?“ Solche Fragen stellen sich derzeit 40 Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule und Franz-Dinnendahl-Realschule, die gemeinsam ein Musical auf die Beine stellen. „Verfolgt und vertrieben – Bochumer Geschichte(n)“ soll am 18. Dezember im Bahnhof Langendreer Premiere feiern.
Doch bis zu diesem großen Tag ist es noch ein weiter Weg. Von den Kostümen übers Bühnenbild bis zum Text und den Songs: Alles an diesem Musical wird von den Schülern selbst entwickelt.
„Es geht uns darum, ein sperriges Thema wie Verfolgung und Vertreibung den Jugendlichen so nah wie möglich zu bringen“, sagt der freiberufliche Projektleiter Dirk Schubert. Gemeinsam mit dem Regisseur und Musiker Gandhi Chahine (bekannt als Rapper der Band „Sons of Gastarbeita“) entwickelt er das Konzept: „Zweifellos ist der Holocaust in seiner Unmenschlichkeit weltweit einmalig“, sagt Schubert. „Dennoch lassen sich durchaus auch gewisse Parallelen auch zu heutigen Fällen von Flucht und Vertreibung ziehen.“
Die Szenen werden von den Schülern selbst entwickelt
Das Besondere dabei: Die 40 Schüler (überwiegend Mädchen) der Klassen 9 und 10 erhalten während der viermonatigen Probenphase eine Fortbildung in Bereichen wie Schauspiel, Musikproduktion oder Film- und Videoprojektion. „Ein festgelegtes Drehbuch gibt es nicht“, sagt Schubert. „Die Spielszenen werden von den Schülern wie bei einer Collage selbst entwickelt und zusammen gestellt.“
Vor allem gehe es darum, die Jugendlichen für das Thema „Flucht und Vertreibung“ zu sensibilisieren. „Für die meisten von ihnen ist der Gedanke, mit der Familie aus einem Land flüchten zu müssen, sehr weit weg“, sagt Claudia Högemann, Schulleiterin der Willy-Brandt-Gesamtschule. „Dabei kann es durchaus sein, dass ein Mitschüler in die Klasse kommt, deren Familie aus einem Bürgerkriegsland flüchten musste. So bekommt das Thema Aktualität.“
Zwei spannende Geschichten sollen bis zur Premiere entstehen: eine aus der Zeit des Nationalsozialismus und eine aus der Gegenwart. Diese Geschichten miteinander zu verknüpfen, dürfte ein großer Reiz bei den Proben werden. Unter der Leitung von Olga Bünemann vom Verband Deutscher Kriegsgräberfürsorge haben sich die Schüler auch mit den Folgen von Vertreibung für jüdische Opfer auseinander gesetzt.