Bochum. Schulkinder der Sekundarschule Bochum-Ost fuhren mit Kindern der Schule am Haus Langendreer auf Klassenfahrt ins Sauerland. Dort machten sie den Inklusions-Praxistest. Ihr Motto: “Brücken bauen und Voruteile abbauen“. Besonders anspruchsvoll war das Training im rollstuhlfähigen Hochseilgarten.
Alle reden über Inklusion. Zehn Kinder der Sekundarschule Bochum-Ost machten den Praxistest. Für vier Tage gingen sie mit zehn Kindern der Schule am Haus Langendreer (ab nächstem Schuljahr: Nelson-Mandela-Schule), der Schule für körperliche und motorische Entwicklung, auf Klassenfahrt ins Sauerland.
„Wir wollten Brücken bauen und Vorurteile abbauen“, sagt Lehrer Michael Post, der die Idee hatte. Vor allem wollte er Schülerinnen und Schülern der sechsten Jahrgangsstufe für ihr gutes Sozialverhalten belohnen. „Es sollten sieben Mädchen und drei Jungs sein“, sagte Post. „Ein Junge hat kurzfristig einen Rückzieher gemacht. Die Sache war ihm etwas unheimlich.“ So waren es acht Mädchen und zwei Jungs.
Die allerdings wussten auch erst einmal nicht, wer genau sie erwartet. „Das erste Treffen war schon spannend“, sagt Post. „Schließlich sind wir auf mehrere Kinder getroffen, die mehrfach behindert sind. Ein Kind zum Beispiel kann sich nur über den Gesichtsausdruck verständlich machen. Ein anderes kann sich nur mühsam verständlich machen. Einige Kinder sitzen im Rollstuhl. Auch ich wusste nicht, wie das geplante gemeinsame Klettern von Rollstuhlfahrern und Gehern funktionieren soll.“
Aufgaben nur gemeinschaftlich lösbar
Es klappte gut, sehr gut sogar. Was vor allem an der Mannschaft vor Ort lag. Im Sauerland begleitete der Verein Seilschaft die Gruppe. Die Mitarbeiter sorgten durch Spiele dafür, dass behinderte und nicht-behinderte Kinder ein Wir-Gefühl entwickelten. So gab es Aufgaben, die nur gemeinschaftlich zu lösen waren.
Eine große Wippe ins Gleichgewicht zu bringen zum Beispiel. „Da hatte ein Junge das Sagen,“, sagte Post, „der im Rollstuhl sitzt. Auch für ihn war das neu. Aber alle haben auf ihn gehört.“ Besonders anspruchsvoll war das Teamtraining in einem rollstuhlfähigen Hochseilgarten. Dort waren entweder ein behindertes und ein nicht-behindertes Kind zusammen unterwegs, oder mehrere Kinder zusammen kümmerten sich um einen Rollstuhlfahrer. Post: „Ein echtes Erlebnis für alle. Da mussten auch die nicht-behinderten Kinder Ängste überwinden.“
Aus zwei Gruppen wurde eine große
So wie Lukas Waßmann (13). Er lernte, „dass es nicht peinlich sein muss, wenn man es im Klettergarten nicht so hoch schafft“. Jonna Rother (12) nahm vor allem mit, „wie wichtig es ist, andere Kinder zu sichern und dass man wirklich froh sein kann, wenn man nicht dauerhaft im Rollstuhl sitzen muss“.
Ziel erreicht. So fasste dann Post die vier Tage zusammen. „Aus zwei Gruppen ist sehr schnell eine große geworden. Die Kinder haben, wie man das von anderen Klassenfahrten kennt, alle zusammen in einem Zimmer gesessen und gemeinsam gespielt. Auch aufgrund dieser guten Erfahrung haben wir vor, diese Klassenfahrt fest an unserer Schule zu etablieren.“