Werne/Querenburg. . Unterricht einmal anders: Werner Jugendliche experimentieren im Schüler-Labor der Ruhr-Universität. Eine willkommene Abwechslung vom Schul-Alltag. Für die Schüler ein absolutes Highlight, für ihren Physiklehrer Friedhelm Hass hingegen Routine. Er ist mit seiner Klassen regelmäßig Gast an der Uni

Mario (14) fühlt sich wohl in seinem weißen Kittel. Zwar irgendwie verkleidet, aber cool. „Und irgendwie schlauer“, lacht er. Vielleicht auch, weil er sich mitten im naturwissenschaftlichen Trakt der Ruhr-Universität befindet. Genauer: im Schüler-Labor der Alfried-Krupp-Stiftung. Zusammen mit seiner Klasse, der 9.6 der Willy-Brandt-Gesamtschule. Und natürlich mit Physiklehrer Friedhelm Hass.

Ohne Kittel – das lernen die Jugendlichen als Erstes – geht hier gar nichts. Gleiches gilt für Schutzbrillen. Doch die Klasse ist bestens ausgerüstet – und betreut. Mike im Spring (23), der Bauingenieurwesen studiert, hat im Schüler-Labor den Hut auf und leistet Hilfestellung. Denn nach einer kurzen Einführung geht es gleich mit den Experimenten los.

In kleinen Gruppen verteilen sich die Schüler um die Labortische und versuchen sich als kleine Wissenschaftler. Vier verschiedene Versuche stehen unter dem geheimnisvollen Titel „Projekt Pudelmütze“ auf dem Programm. Dabei lernen die Schüler Wissenswertes über Wärme und Energie. Unter anderem untersuchen sie ein Miniatur-Haus mit unterschiedlich isolierten Wänden, um herauszufinden, wie viel Wärme auf der jeweiligen Seite verloren geht.

Schule aus Werne ist regelmäßig zu Gast

Lukas (15) und Nicklas (15) hingegen messen zunächst einmal Schmelzwärme. Heißt: Sie überprüfen, wie viel Energie man benötigt, um Eis in Wasser zu verwandeln. Dafür erhitzen sie einen Eiswürfel und beobachten, wie lange er braucht, bis er geschmolzen ist. Die Ergebnisse tragen sie gewissenhaft in ihr Laborheft ein. Lukas findet es „ungewohnt, aber sehr spannend“, den Unterricht von der Schule ins Uni-Labor zu verlagern. Ob er später auch mal einen weißen Kittel tragen wird, ist fraglich. „Mein Berufswunsch ist Großhandelskaufmann.“

Nicklas dagegen fühlt sich hier schon ganz heimisch. „Ich habe schon mal ein Praktikum in der Uni gemacht“, verrät er, der Verfahrensmechaniker werden will. Er weiß: „Dafür muss man gut sein in Physik und Chemie.“ Umso konzentrierter geht er jetzt zu Werke.

Kurse für Klassen, aber auch für einzelne Schüler

Im Jahr 2002 schloss die Willy-Brandt-Gesamtschule einen Kooperationsvertrag mit der Uni für regelmäßige Besuche des Schüler-Labors ab. Was anfangs eine exklusive Vereinbarung war, ist inzwischen offen.

Während der Schulzeit bietet das Alfried-Krupp-Schüler-Labor Kurse für Schulklassen an, in den Ferien auch Projekte für einzelne Schüler. Kontakt:
Tel. 0234 32 270 81 oder per E-Mail an schuelerlabor@rub.de

Mike im Spring macht derweil Runde um Runde und schaut den jungen Besuchern über die Schulter. „Sie machen sich gut“, stellt der Student schon nach kurzer Zeit fest. Auch wenn ab und zu mal ein „Klirr“ zu hören ist. Kaputte Gläser, gesprungene Reagenzgläser oder zerbrochene Thermometer können ihn nicht schocken. „Passiert halt.“

Physiklehrer Friedhelm Hass hält sich die ganze Zeit im Hintergrund und schaut sich aus der Entfernung an, was seine Schüler so treiben. „Ich will nicht zu sehr eingreifen. Sie sollen selbstständig experimentieren.“ Das Thema wird im Unterricht vor- und nachbereitet. Für Hass Routine – jedes Jahr besucht er mit seinen Klassen das Schüler-Labor. Für die Jugendlichen, die am Ende eine Urkunde bekommen, hingegen ein Highlight. Hass weiß das: „Ich war selbst als Schüler im Uni-Labor. Das ist schon was Besonderes.“