Bochum.. Neue Vorwürfe in der Debatte um Alten- und Pflegeheime: In einem Haus der Senioreneinrichtungen Bochum (SBO) sollen lebenswichtige Medikamente fehlerhaft verabreicht worden sein. Geschäftsführer Wolfgang Sendt widerspricht: „Die Medikamentengabe erfolgt zuverlässig und kontrolliert.“
Vor einer Woche berichtete die WAZ über Angehörige, die Missstände im SBO-Heim an der Bayernstraße beklagen. Bei der Pflege und Ernährung ihres dementen Vaters habe es erhebliche Mängel gegeben. Die Personalknappheit sei so gravierend, dass die Familie über Vaters Tod erst informiert wurde, als es zu spät war.
Der WAZ-Bericht findet überaus große Resonanz. Die Redaktion erreichen zahlreiche Zuschriften von Lesern (Bericht unten). Einige loben und würdigen die harte Arbeit der Beschäftigten. Die meisten üben gleichsam Kritik an den Zuständen in den Heimen, in denen ihre Angehörigen betreut werden.
Vertrag mit Apotheken
So auch eine Leserin (Name der Redaktion bekannt), deren Mutter nach einer Herz-OP das für sie lebenswichtige Marcumar einnehmen muss. Der Blutverdünner sei in einem SBO-Heim mehrfach falsch dosiert oder gar nicht verabreicht worden. Mutter und Tochter seien auf den Fehler aufmerksam geworden. „Aber was passiert mit Bewohnern, die keine Angehörigen haben oder dement sind?“
„Die korrekte medizinische Versorgung gehört zu den wichtigsten Aufgaben einer Pflegeeinrichtung und ihres Fachpersonals“, erwidert SBO-Chef Wolfgang Sendt. Fehler könnten passieren. „Um sie weitestgehend auszuschließen, haben wir 2011 mit den Apotheken Verträge abgeschlossen. Die ärztliche Verordnung für einen Bewohner geht direkt zur Apotheke. Sie füllt die Medikamente in kleine Töpfchen, verschweißt sie, versieht sie mit der Aufschrift über Bewohner, Inhalt und Uhrzeit für die Medikamentenvergabe und liefert sie uns. Wir gleichen die Medikamente mit den uns vorliegenden Verordnungen ab und geben sie den Bewohnern zur vorgesehenen Uhrzeit.“
Situation nicht so schlecht, wie Diskussion vermuten lasse
Trotz der kurzen Personaldecke (auf die die Häuser keinen Einfluss haben) sei die Situation in den Alten- und Pflegeheimen keinesfalls so schlecht, wie es die aktuelle öffentliche Diskussion vermuten lasse, betont Wolfgang Sendt.
Sein Fazit: Insbesondere bei der Pflege dementer Bewohner gibt es noch personalbedingte Defizite. „Im Großen und Ganzen kann man seine Angehörigen aber ruhigen Gewissens in ein Heim geben.“