Bochum. Wenn Opel im Dezember seine Werkstore für immer schließt, dann droht mehr als 3000 Beschäftigten die Arbeitslosigkeit; es sei denn sie finden einen Ersatzarbeitsplatz. Etwa 2000 Beschäftigte im Werk I haben dabei keinen einfachen Stand: Sie sind zwischen 45 und 55 Jahre alt.
Gut zwei Wochen sind verstrichen seit den jüngsten Gesprächen zwischen IG Metall und Personalvorstand Ulrich Schumacher über den Tarifsozialvertrag für die Opel-Belegschaft. Seit dem scheint Stillstand zu herrschen, allein das Unternehmen hatte zwischenzeitlich mit dem DHL-Coup für Furore gesorgt. So überraschend im November die Einigung über die Eckpunkte der Vereinbarung gekommen war, so zäh entwickeln sich mittlerweile die Gespräche über die Detailregelungen.
Der Betriebsrat hat mittlerweile bei beiden Verhandlungspartner angemahnt, endlich vorwärts zu kommen. Dabei spielt der Begriff „Verlässlichkeit“ im Vokabular von Rainer Einenkel eine zentrale Rolle. Verlässliche Austrittsregelungen, verlässliche Beschäftigungsalternativen. Darunter versteht der Betriebsratsvorsitzende auch „zeitnahe“ Lösungen. Dass DHL sein Paketzentrum schon 2016 auf der Fläche von Werk I fertig gestellt hat und dann 600 Opelaner benötigt, bezweifelt der 59-Jährige stark.
Strukturwandel und Beschäftigung
Etwa 20.000 Beschäftigte hatte Opel Bochum zu Spitzenzeiten, 2003 waren es immerhin noch 10.800.
Von den 11.000 Beschäftigten 1964 kamen weit mehr als 2500 aus dem Bergbau. Heute steht der nächste Strukturwandel an. Die Frage ist: Wie viele Opelaner arbeiten künftig auf „ihrem“ früheren Werksareal.
Stetiger Abbau der Belegschaft
Was die Austrittsregelungen betrifft, so stellt sich offenbar die Frage, wer noch welche Arbeit zu welchem Lohn auf dem freien Markt bekommen könnte. Bei einer Differenz im Stundenlohn von durchschnittlich sieben bis acht Euro brutto zwischen Opel und etwa DHL könnten die Abfindungen nach der festgelegten Formel womöglich nicht reichen, um die finanziellen Einbußen zu kompensieren.
Zumal nach dem stetigen Abbau der Belegschaft kaum noch Opelaner im rentennahen Alter sind. Nur 300 von ihnen (nur Werk I) sind 56 Jahre oder älter. Das Gros der Belegschaft, 2000 Arbeitnehmer, ist zwischen 46 und 55 – also im „kritischen“ Alter; zu weit von der Rente entfernt, um sie mit der Transfergesellschaft zu erreichen, und zugleich eine schwierige Ausgangslage, um auf dem Arbeitsmarkt gute Alternativen zu finden.
Immerhin profitiert ein Großteil der Beschäftigten bei der Abfindungsformel von der langjährigen Betriebszugehörigkeit, maximal angerechnet werden 24 Jahre. Mehr als 25 Jahre arbeiten 1430 Beschäftigte von Werk I bereits bei Opel, etwa 1500 sind zwischen 21 und 25 Jahre Opelaner. Besagte Differenz im Bruttostundenlohn würde dazu führen, dass bei einem Opelaner im Werks-Durchschnittsalter (48,4 Jahre), der noch mindestens 15 Jahre bis zur Rente arbeiten muss, die Abfindung bei weitem nicht ausreicht, um den Lohnverlust zu kompensieren.