Bochum. In neun Monaten endet die Autoproduktion bei Opel in Bochum. Als erster Interessent für die Folgenutzung eines Teils der Fläche von Werk I hat sich die Deutsche Post DHL gemeldet. Der weltweit tätige Logistiker will 2016 mit dem Bau eines Briefverteilzentrums für 600 Beschäftigte beginnen.
Den Nokia-Ausstieg aus Bochum hat die Deutsche Post DHL schon genutzt und 2013 auf einem 51 000 qm großen Gelände eine mechanisierte Paketzustellbasis mit 180 Beschäftigten eröffnet. Jetzt will das zweitgrößte DAX- und weltweit tätige Logistik-Unternehmen sich noch stärker in Bochum engagieren.
Es will 2016 auf der Fläche des Opel Werks I ein Briefverteilzentrum errichten. 150 000 qm erschlossene und baureife Fläche möchte es kaufen und 600 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen (die WAZ berichtete). Opel und DHL unterzeichneten am Dienstag im Düsseldorfer Wirtschaftsministerium in Gegenwart von NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin eine dementsprechende Absichtserklärung. Auch Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz nahm teil.
„Die geplante Ansiedlung wäre eines der bedeutendsten Investments im mittleren Ruhrgebiet seit Jahrzehnten“, sagte Garrelt Duin. „DHL bietet mehreren Hundert Opelanern konkrete Zukunftschancen und ist ein wichtiger Ankerinvestor. Ich bin zuversichtlich, dass andere Investoren aus Wissenschaft, Industrie und Warenverteilung folgen werden. Das gemeinsame Engagement im Rahmen der Bochum Perspektive 2022 trägt nun erste Früchte“, so der Minister.
„Mit der Errichtung eines weiteren Mega-Paketzentrums in Bochum haben wir die Möglichkeit, mitten im Ruhrgebiet eine hochmoderne und zukunftssichere Betriebsstätte aufzubauen, die auch den gut qualifizierten Mitarbeitern der Adam Opel AG sowie interessierten Bewerbern aus der gesamten Region langfristige Perspektiven bietet“, betont Uwe Brinks, Chief Production Officer der Deutschen Post DHL.
Nicht die richtige Willkommenskultur
Kritik hatte es in einigen Kreisen der Stadt dazu gegeben, dass Opel ohne Absprache mit der gemeinsamen Gesellschaft „Bochum Perspektive“ vorpresche und die eigentlich nicht gewollte Logistik als Ansiedlungsvariante vorschlage. Diese Haltung, so Bochums SPD-Vorsitzender Thomas Eiskirch, sei nicht die richtige Willkommenskultur. „Wenn ein so renommiertes Unternehmen so viele Arbeitsplätze schaffen möchte, sollten wir das begrüßen und die Pläne prüfen.“
Wir freuen uns, mit der Deutschen Post DHL ein Traditionsunternehmen und den klaren Branchenführer der Logistikindustrie für den Standort Bochum gewonnen zu haben. Wir werden alle notwendigen Voraussetzungen schaffen, damit im September dieses Jahres ein rechtsverbindlicher Vertrag zum Erwerb des Grundstücks zwischen der Bochum Perspektive 2022 und der Deutschen Post DHL geschlossen werden kann und damit neue Arbeitsplätze in der Region entstehen“, sicherte Ulrich Schumacher, Personalvorstand und Arbeitsdirektor bei der Adam Opel AG sowie GM Europe Vice President Human Recources, zu. „Wir nehmen unsere unternehmerische Verantwortung wahr und schaffen Perspektiven. Wir sind zudem zuversichtlich, dass schon bald weitere Investoren folgen werden“, ergänzte Schumacher.
Zu vernehmen ist, dass nicht Opel den Verkaufserlös einstreicht, sondern die gemeinsam gegründete Gesellschaft.