Bochum. Etwa 1000 Metaller bei der Kundgebung am Verhandlungshotel sind enttäuscht über die Zahl der Teilnehmer und die Unverbindlichkeit von Ulrich Schumacher. Eine empörte Gruppe organisiert eine spontane Demo auf der nahegelegenen Kreuzung Castroper Straße/Stadionring.
Schon lange schwelt der Kampf um den Verbleib von Opel in Bochum. Pläne für die Schließung, so Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel, hat es einige in den vergangenen zehn Jahren gegeben. Die Belegschaft ist immer kleiner und die noch verbleibende Mannschaft offenbar müde geworden. Knapp 1000 Teilnehmer, darunter auch Vertreter von Gewerkschaften anderer Betriebe wie dem Bergwerk Auguste Victoria in Marl, von Johnson Controls oder von Thyssen Krupp Mülheim, folgten dem Aufruf zur Kundgebung gestern Mittag am Rande der Verhandlungen über den Sozialtarifvertrag. „Ganz ehrlich, ich hätte mehr erwartet“, sagt ein Opelaner – einer von derzeit noch 3800. Ein Kollege ergänzt: „Die haben uns mürbe gemacht.“
So mürbe, dass viele längst mit Opel abgeschlossen haben. „Es gibt viele Kolleginnen und Kollegen, die sagen, wir wollen eine andere Zukunft. Opel ist vorbei. Wir wollen nur noch wissen wie es geregelt wird“, sagt die IG-Metall-Bevollmächtigte Eva Kerkemeier. Für die Verhandlungen mit dem Vorstand zieht sie und mit ihr die Gewerkschaft sich den Zorn eines Teils der Belegschaft und des Betriebsrats zu, der eine deutlichere Aussprache auf dem Platz zwischen rewirpower-Stadion und Hotel Renaissance erwartet hätte und der sagt: Ja, wir können das Werk noch erhalten.
"Dafür muss man auch kämpfen"
„Aber dafür muss man auch kämpfen“, so Annegret Gärtner-Leymann – jene Betriebsrätin, die momentan vor dem Landgericht mit dem Bochumer Betriebsrat einen Rechtsstreit austrägt. Spontan zog eine etwa 100-köpfige Gruppe nach dem offiziellen Ende der Kundgebung noch zur nahe gelegenen Kreuzung am Stadionring und tat kund, dass der Kampf um Opel noch nicht vorbei sei.
Es ist einer der Gräben, die an diesem Morgen zu Tage treten. Ein anderer wird deutlich, als Opel-Arbeitsdirektor Ulrich Schumacher zum ersten Mal überhaupt vor die Bochumer Belegschaft tritt und nach nur wenigen Minuten wieder das Podium verlässt. Ein Buhen, ein Pfeifen und Gellen geht durch die Runde. „Er hat die Chance verpasst, mit den Menschen zu reden“, so Eva Kerkemeier, die auch sagt: „Das war ja ein bisschen wenig.“
Dabei sollte der Opel-Manager „liefern“, wie IG-Metall-Landeschef Knut Giesler gefordert hatte – Antworten auf die vielen Fragen der Belegschaft geben und für jene Verlässlichkeit in den Detailpunkten des erst in Eckpunkten ausgearbeiteten Tarifvertrags sorgen, die bislang fehle, so Giesler. Sie blieben aus. Und auch nach den mehrstündigen Verhandlungen, die nach Angaben aus Verhandlungskreisen sehr ins Detail gingen, gab es keine der geforderten verlässlichen Fakten.
Belegschaft entscheidet
Große Hoffnung setzen viele Opelaner in die 265 in Aussicht gestellten Logistik-Arbeitsplätze. „Darauf wollen sich alle bewerben“, heißt es. Sorgen machten sich vor allem jene im Alter zwischen 45 und 57. Sie haben lange am Band Autos gebaut. Alternativen, noch dazu finanziell ansprechende, gäbe es für sie kaum.
Betriebsrats-Chef Rainer Einenkel verspricht, der Tarifvertrag werde nicht unterschrieben, bevor nicht die Belegschaft darüber debattiert und abgestimmt hat – ein Signal in Richtung Vorstand, zustimmungsfähige Angebote zu machen, aber auch in Richtung Belegschaft, in jedem Fall das letzte Wort zu haben.
Opelaner demonstrierten in Bochum