Bochum. Die Stadtwerke Bochum fahren mit ihrer Beteiligung am Windpark Borkum aufgrund der erheblichen Verzögerung bislang große Verluste ein. Nunläuft eine Schadenersatzklage gegen den Netzbetreiber. Spätestens ab Sommer soll das Kraftwerk auf hoher See Strom für 42.000 Haushalte produzieren.

Die Idee schien klug und weitsichtig zu sein. Die Stadtwerke hatten sich rechtzeitig um alternative Energien gekümmert – aus wirtschaftlichen und aus ökologischen Gründen. Nun bereitet der profitablen Stadt-Tochter aber ausgerechnet das vermeintlich vorzeigbarste Alternativprojekt dauerhaft Sorgen: der Windpark Borkum.

Mit 18,5 Prozent sind die Stadtwerke an dem Projekt beteiligt, insgesamt 33 Städte und Gemeinden gehört der Trianel Windpark Borkum (TWB). Die Stadtwerke Bochum haben den größten Anteil. Und damit auch den größten Anteil am Verlust, den das Projekt bislang eingefahren hat. Ursprünglich war vorgesehen, dass Ende 2012 Strom von hoher See ins Netz eingespeist wird. Jetzt, nach mehreren Verzögerungen, hat die TWB angekündigt, nach Ostern werde es so weit sein, der Windpark ans Netz gehen; spätestens im Sommer will die Gesellschaft dann Geld verdienen.

18 Monate später als geplant

15 bis 18 Monate Verzögerung, die aus technischen Schwierigkeiten, Wetterkapriolen und einem mit seiner Arbeit nicht fertig gewordenen Partner resultieren. Für den Netzanschluss ist das Unternehmen Tennet zuständig. Beim ihm halten sich die TWB-Partner so gut es geht schadlos für die Refinanzierung ihrer Investition in Höhe von 1 Milliarde Euro, ergo von 185 Millionen Euro der Stadtwerke Bochum. Mehr als 100 Millionen Euro, so Stadtwerke-Sprecher Christian Seger, habe Tennet bereits für entgangene Gewinne bezahlt. Damit komme er den Vertragsbedingungen nach. Außerdem sei eine Schadenersatzklage gegen das Unternehmen anhängig.

Stadtwerke haben 37 Megawatt

Immerhin: „Inzwischen sind 25 von 40 Windkraftanlagen vollständig errichtet“, sagt Dietmar Spohn, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke. Trotz heftiger Herbst- und Winterstürme in der Nordsee sei es gelungen, zügig voran zu kommen. „Fast zwei Drittel des Windparks stehen“, so Spohn. Die Montage erledigt das 148 Meter lange Spezialschiff „Adventure“, das die drei Komponenten für jeweils eine Anlage – Turmsegmente, Gondel und Rotorstern -- vom niederländischen Eemshaven heranschafft und montiert. Am Ende werden die Stadtwerke von der Gesamtleistung von 200 Megawatt einen Anteil von 37 Megawatt erhalten, mit dem etwa 42.000 Haushalte mit Windstrom beliefert werden können. Und es wäre noch mehr möglich. Denn die 40 Anlagen sind lediglich die erste Ausbaustufe des Projekts, das noch größer und umfangreicher werden soll.

Mehr Windkraft aus dem 56-Quadratmeter-Gebiet vor Borkum wird es mit Bochum aber wohl nicht geben; zu groß waren wohl die bisherigen Sonderabschreibungen und zu groß sind die Befürchtungen, in Zukunft eher Geld verlieren als verdienen zu können. Schon vor einem Jahr hatte Dietmar Spohn gesagt, die Option auf den zweiten Bauabschnitt würden wohl eher verkauft werden. Momentan, so Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak, laufen noch die Verhandlungen der Gesellschafter über Stufe zwei.

Eine Entscheidung, wie die Stadtwerke Bochum sich verhalten werden, sei noch nicht gefallen.