Bochum.. Durch die Energiewende geraten die Stadtwerke Bochum massiv unter Druck. Allein beim Kohlekraftwerk in Lünen, dass im Herbst 2013 ans Netz gehen soll, rechnen die Stadtwerke mittlerweile mit jährlich 20 Millionen Euro Verlust bis 2018.

Die Energiewende bringt die Stadtwerke Bochum massiv unter Druck. Aus dem Ruder laufen vor allen Dingen die Beteiligungen an Projekten zur Stromerzeugung. Allein das 1,4 Milliarden Euro teure Kohlekraftwerk Lünen, das im Herbst 2013 ans Netz gehen soll, wird der Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet (EWMR) vermutlich bis 2017 oder 2018 jährlich einen Verlust von 20 Millionen Euro bescheren. Das teilte Stadtwerke-Geschäftsführer Bernd Wilmert der WAZ mit.

„Die Energiewende hat für uns dramatische ökonomische Folgen“, so Wilmert. „Der Ausbau der Erneuerbaren Energien geht viel zu schnell voran.“ Die Subventionen für den Ökostrom – 21 Milliarden Euro werden den Stromkunden pro Jahr über die EEG-Umlage abgenommen – haben zu einem massiven Ausbau der Photovoltaik und zu einem Preisverfall an der Leipziger Strombörse geführt.

Das "Investitions-Paradoxon" der Erneuerbaren Energien

Die Folge: Selbst das neue hochmoderne 750-Megawatt-Kraftwerk Lünen ist auf absehbare Zeit nicht wirtschaftlich zu betreiben. 6,5 Cent pro Kilowattstunde wird der dort produzierte Strom kosten, gehandelt wird dieser an der Börse aber für 4 Cent. „Dieser Preisverfall war nicht vorherzusehen, als wir uns 2007 entschieden haben das Kraftwerk zu bauen“, sagt Wilmert. Er schätzt den Jahresverlust auf 140 Millionen Euro, die EWMR wäre dann mit 20 Mio dabei.

Kritik übt Wilmert zudem an der Bundesregierung, die es Energieerzeugern untersagt habe, unwirtschaftliche Kraftwerke vom Netz zu nehmen. Das führe zum „Investitions-Paradoxon“ der Erneuerbaren: Der Strompreis an der Börse sei so niedrig, dass „keiner mehr in fossile Kraftwerke investiert“. Gleichzeitig werde der Strom dank der EEG-Umlage für Verbraucher aber immer teurer.

Windpark in Borkum geht im vierten Quartal ans Netz

Spätestens in den Jahren 2018 bis 2022, wenn wie vorgesehen alte Kohle- und die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet werden müssen, wird es Wilmert zufolge ein Versorgungsproblem geben, weil die konventionellen Erzeugungskapazitäten dann zu gering seien, um die Lücken von Sonnenstrom- oder Windkraftanlagen zu decken. Ab dann könnte auch das Trianel-KKW in Lünen in die Gewinnzone fahren. Bis dahin aber müsse die EWMR, ein Zusammenschluss der Stadtwerke Bochum, Witten und Herne, mit Verlusten rechnen. Verluste erwartet Wilmert außerdem auch aus der Beteiligung am Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in Hamm. „Für eine befristete Zeit wird das der Fall sein.“

Verflogen ist auch die Euphorie für den Windpark in Borkum (200 MW), der im vierten Quartal ans Netz gehen soll.

Die Schwierigkeiten mit Netzbetreiber TenneT, der den Anschluss mehrfach verschoben hatte, seien lehrsam gewesen, so Wilmert. Weitere Investitionen werde es daher vorerst nicht geben.