Bochum.. “Für sinnlose Atriumtalks wurden zigtausende Euro bezahlt. Für die Säuberung der eigenen Betriebsmittel jedoch ist kein Geld da?“ Inakzeptabel findet Marcus Sill das Verhalten der Stadtwerke. Im Visier des WAZ-Lesers: Tausende verschmutzte, besprühte, mitunter verwahrloste Stromkästen.

8000 Kabelverteilerschränke unterhält der Energieversorger im Stadtgebiet. Es ist nur ein Eindruck, keine Erhebung: Aber die weitaus meisten Kästen sind nicht eben eine Zierde für ihr Umfeld. Graffiti und sonstige Schmierereien, Dreck und Staub aus Jahren, klebrige Reste von Plakaten und Stickern: Fast alle Kästen bieten ein traurigen Anblick. An manchen Gehäusen sprießt Moos.

Moos ist das Stichwort. „Aus Kostengründen und angesichts der großen Anzahl der im Stadtgebiet stehenden Kabelverteilerschränke werden witterungsbedingte Verschmutzungen an den Gehäusen generell nicht mehr beseitigt“, teilten die Stadtwerke Marcus Sill mit, nachdem er im Februar um die Säuberung eines Stromkastens am Drosselweg in Grumme gebeten hatte. Dem WAZ-Leser fehlt dafür jedes Verständnis: „Da alle Stromverteiler im öffentlichen Raum stehen und damit zum Gesamteindruck des Stadtbildes beitragen, müsste es doch auch im Interesse eines stadteigenen Tochterunternehmens sein, diese zu pflegen.“

Kapitulation vor Schmierfinken

Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak kann den Unmut nachvollziehen. Aber: „Die Reinigung ist sehr aufwendig, da die Kabelverteilerschränke nicht einfach mit einem Hochdruckreiniger oder ähnlichem Gerät abgespritzt werden können.“ Nur in Einzelfällen – „bei extremen Verschmutzungen oder diffamierenden Graffiti“ – lassen die Stadtwerke die Kästen säubern oder verpassen ihnen einen frischen Anstrich.

Anwohner und Schüler können selbst aktiv werden



Zwar werden die 8000 Stromkästen im Stadtgebiet aus Kostengründen nur in Ausnahmefällen gereinigt.

Gern bieten die Stadtwerke aber Anwohnern, Schulen oder Kindergärten die Möglichkeit, die Gehäuse auf Vordermann zu bringen oder farblich zu gestalten.


Wer zum Putz- oder Farbeimer greifen will, wird aus Sicherheitsgründen dringend gebeten, sich zuvor per E-Mail bei dem Energieversorger zu melden und die Arbeiten abzustimmen.



Ansprechpartner ist die Abteilung Unternehmenskommunikation: pr@stadtwerke-bochum.de

„Doch leider hat die Erfahrung gezeigt, dass neue oder gereinigte Kästen innerhalb kürzester Zeit wieder beschmiert werden. Die Kosten für eine regelmäßige Reinigung aller Kästen stünden daher in keinem angemessenen Verhältnis“, bedauert der Stadtwerke-Sprecher.

Sicherheit ist immer gewährleistet

Auch wenn die meisten Außengehäuse wenig Vertrauen ins Innenleben wecken: „Die technische Sicherheit der Anlagen ist immer gewährleistet. Sie steht bei der Kontrolle für uns an erster Stelle“, bekräftigt Kai Krischnak.

So ist es auch bei dem von WAZ-Leser Marcus Sill beanstandeten Stromkasten am Drosselweg. Zwar werden die Stadtwerke keinen Putztrupp entsenden, der das Moos entfernt. Eine Überprüfung, so teilt der Energieversorger dem Kunden mit, habe aber ergeben, dass die Technik in dem schäbigen Kasten einwandfrei funktioniert.