Bochum. Die Stadtwerke Bochum freuen sich über Gewinne durch das schlechte Wetter und die Tochterfirma Gelsenwasser. Doch nicht auf allen Unternehmensfeldern können die Stadtwerke auf glänzende Geschäfte hoffen. Stadtwerke-Geschäftsführer Bernd Wilmert über Gewinne, Verluste und die Zukunft der Stadtwerke.
Begeistert ist der Bochumer Stadtwerke-Geschäftsführer Bernd Wilmert über das „Stadtwerke-Wetter“, das den Absatz bei Gas, Strom und Fernwärme 2012 um 12 Prozent nach oben brachte. „Durchaus zufrieden“ ist er mit dem operativen Geschäft. Sorgen machen ihm die teuren Folgen der Energiewende.
Drei Projekte erwiesen sich als Mio-Gräber, das Gekko-Projekt (Hamm), das Trianel-Steinkohlekraftwerk Lünen und auch der Erdgasspeicher Epe. Selbst die Windkraft, die den Gewinn beflügeln sollte, bringt Last statt Lust.
Für 6 Mio Sonderabschreibung sorgte die Verzögerung beim Windpark Borkum. „Eher verkaufen“, so Stadtwerke-Vorstand Dietmar Spohn, werde man die Option für den möglichen zweiten Bauabschnitt vor Borkum. Neue Windkraftprojekte an Land würden gerechnet.
"Energiewende wird vor die Wand fahren"
Die Energiewende bleibe eine Belastung nicht nur für die Bochumer Stadtwerke. Bernd Wilmert: „Die Energiewende wird vor die Wand fahren, wenn nicht korrigiert wird.“ In die ökonomische Vernunft der Bundespolitik hat Wilmert kein Vertrauen.
Richtig Freude macht die Tochter Gelsenwasser, bei der die Gewinne weiter sprudeln und die in der Region auch auf den Strom- und Gasmarkt mit Privatkunden drängt. Gelegt hat sich die Euphorie bei der Steag-Beteiligung. Immerhin: Der Überschuss der Steag soll auch noch die nächsten Jahr reichen, um die (Kredit-)Kosten für den Anteilskauf zu decken.
90,7 Prozent der Bochumer sind aktuell Stadtwerke-Kunden, bei Gas sind es 91,5 Prozent. 2007 waren es noch jeweils 99 Prozent. Man bereite ein lukratives Stromangebot für die Plattform Verivox vor. Aber man werde kein Minusgeschäft machen wollen, wie einige Anbieter. Das Stromgeschäft mit Geschäftskunden bringe bundesweit Gewinn.
69 Mio fließen an die Stadt
Die Stadt kassiert für 2012 neben der Gewinnabführung von 38 Mio Euro noch 23,7 Mio Euro Konzessionsabgabe. und 6,7 Mio Euro von einer Tochter der Stadtwerke, insgesamt rund 69 Mio Euro.
Je fünf Mio Euro sollen in den nächsten Jahren eingespart werden. Wie viele der 716 Arbeitsplätze (Ende 2012) dem Optimierungsprozess zum Opfer fallen, ist offen. Auch durch Kooperation und Auslagerung von Aufgaben könne und wolle man sparen.
„Wir lernen dazu“, merkte Wilmert zum Sponsoring-Skandal um Sascha Hellen und zum neuen Sponsoring-Konzept an. Vor allem Transparenz soll künftig gesichert sein.