Bochum. Weil er seine damals achtjährige Nichte sexuell missbraucht und Kinderpornografie besessen hatte, ist ein 49-jähriger Mann vom Bochumer Landgericht zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft wollten den Täter hingegen ins Gefängnis schicken.
Die Staatsanwältin wollte den Missbrauchstäter und Besitzer von Kinderpornografie für zwei Jahre und zwei Monate hinter Gitter schicken. Sie sah bei dem 49-jährigen Mann „unter keinem Gesichtspunkt eine positive Sozialprognose“. Aber das Landgericht gab ihm trotzdem eine Chance. Die 3. Strafkammer verurteilte den arbeitslosen Fachangestellten zu zwei Jahren Haft und setzte sie zur Bewährung aus. Zugleich legte sie ihm 200 Sozialstunden und eine Sexualtherapie auf.
Der Angeklagte, verheiratet und Vater zweier Kinder, zu denen er keinen Kontakt hat, sollte am 1. Februar 2013 auf seine damals achtjährige Nichte aufpassen. Mit den Eltern hatte er dies so vereinbart. Nachdem er das Kind von der Schule abgeholt und in seine Wohnung im Bochumer Osten geführt hatte, brachte er es im ehelichen Schlafzimmer im Rahmen eines vermeintlichen Spieles dazu, sich gegenseitig zu entkleiden. Danach missbrauchte er das Mädchen massiv.
Noch am selben Tag vertraute sich das Opfer seinen Eltern an. Als wenig später die Polizei seine Wohnung durchsuchte, fanden die Beamten auf dem Laptop und dem USB-Stick des Mannes rund 40 Videos und Fotos mit kinderpornografischen Szenen. Darin wurden auch Säuglinge und Kleinkinder von unbekannten Verbrechern zu schweren sexuellen Handlungen missbraucht.
"Mir ist bewusst, dass ich eine Menge Leid und Ärger verursacht habe"
Der Angeklagte, sagte Richter Johannes Kirfel, habe „sehr, sehr viel Unheil angerichtet“ und wohl eine „pädosexuelle Nebenströmung“. „Was Sie gemacht haben, ist schon sehr schlimm“. Allerdings war der 49-Jährige im Prozess voll geständig - und das rechnete ihm die Kammer vor dem Hintergrund, dass andere Angeklagte ihre Missbrauchsopfer manchmal als Lügner hinstellen, offenbar hoch an. Damit habe er „einen kleinen Rest von Anstandsgefühl“ gezeigt. Gleichzeitig hatte der Richter aber auch den Eindruck, dass sich der Angeklagte wohl selbst am meisten leid tue.
Der kräftig gebaute Mann zeigte sich gegen Ende des Prozesses, bei dem auch die Eltern des Opfers anwesend waren, reumütig. „Ich möchte mich in aller Form entschuldigen. Mir ist bewusst, dass ich eine Menge Leid und Ärger verursacht habe.“
Nachdem er zu Prozessbeginn vor knapp zwei Wochen nicht erschienen war, hatte er einige Tage in U-Haft gesessen.