Bochum. Das Matthias-Claudius-Sozialwerk möchte einen Integrationsbetrieb im Lottental errichten. Dazu müssten die vorhandenen Gebäude für etwa drei Millionen Euro saniert werden. Der Landschaftsbeirat fürchtet um das ökologische Gleichgewicht und meldet Bedenken an.
Es ist einer der spannendsten, aber auch entlegensten Orte der Stadt: Gut 40 Jahre wurde auf der Zeche Klosterbusch im tiefen Süden Bochums Kohle gefördert. Bis 1961. Hausbesetzer hat es später dort gegeben, die Ruhr-Universität unterhielt eine Fakultätsbibliothek, das Technische Hilfswerk stellte Fahrzeuge unter und seit 30 Jahren bildet die Grüne Schule von Rolf Makowka Gärtner und Floristen aus. Am Fuße des denkmalgeschützten Steinbruchs im Lottental gelegen, ist der Ort eine Augenweide.
Er droht jetzt zum Zankapfel zweier ehrbarer, aber womöglich widerstreitender Interessen zu werden. Das Matthias-Claudius-Werk und die gleichnamige Stiftung wollen einen Integrationsbetrieb samt naturnaher Kreislaufwirtschaft errichten. Es geht ums gemeinsame Arbeiten von Menschen mit und ohne Behinderung.
„Die grüne Zeche Klosterbusch soll ein weiteres Beispiel für die Fähigkeit unserer Gesellschaft liefern, wie Menschen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und Qualifikation gemeinsam den Lebens- und Arbeitsalltag bewältigen können“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage. Ausgebildet werden soll weiterhin, zudem „ökologisch wertvoll“ gearbeitet, u.a. Energie und Düngemittel aus Sonne und Biomasse produziert werden.
Vernichtung natürlichen Lebenstraums
Zugleich regt sich Widerstand. „Im schützenswerten Landschaftsschutzgebiet soll ein Großgartenbaubetrieb entstehen mit großer Erweiterungsfläche an der Hevener Straße“ heißt es in einer Stellungnahme des Beirats der Unteren Landschaftsbehörde. Der von der Verwaltung angestrebte Bebauungsplan „käme neben neuem Flächenverbrauch einer nicht wieder gutzumachenden Störung und dadurch Vernichtung von natürlichem Lebensraum gleich“, so die Beiratsvorsitzende Heidi Hopkins. Ihre Forderung: „Für das Großprojekt muss ein anderer Standort gefunden werden.“ Sie und ihre Mitstreiter fürchten „weitere Verkehrsströme und Unruhe im Erholungsgebiet Lottental“.
Dass das Thema zum Zankapfel werden könnte, deutete sich schon in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses an. Kritik wurde laut, weil Stadtbaurat Ernst Kratzsch im Vorfeld nicht das Gespräch mit dem Beirat gesucht hatte. Kratzsch wiederum mokierte sich darüber, dass Fraktionen und Medien besagtes Schreiben erhalten hatten, er aber nicht. Aus seiner Sicht geht es zunächst einmal darum, mit dem angestrebten Aufstellungsbeschluss eine „baurechtlich höchst zweifelhafte Situation“ in ein geordnetes Planungsverfahren zu bringen, die Rede ist von zum Teil illegal errichteten Gebäuden.
Es soll keine zusätzlichen Gebäude geben“, versichert Kratzsch. Er will nun das Gespräch mit dem Beirat suchen. Derweil haben die Pläne bereits die erste Hürde genommen. Gestern wurden sie in der Bezirksvertretung Süd einstimmig angenommen.
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW „begrüßt die Pläne“
Die Aussichten des Nutzungskonzepts „Grüne Zeche Klosterbusch“ auf Erfolg, die Sanierungskosten werden auf drei Millionen Euro geschätzt, hängen unter anderem vom Grundstückseigentumer, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, ab. Von ihm erhofft sich die Stadt ein Verkaufsverfahren, das „dem Integrationsbetrieb angemessen ist und die Vergabe an diesen als Nutzer direkt ermöglicht“. Dem BLB gehören das Grundstück und die Zechenhallen.
„Wir begrüßen die Pläne“ sagt BLB-Sprecher Hartmut Gustmann. Eine direkte Vergabe dürfe es zwar nicht geben. Aber da noch nie jemand Interesse an der Fläche geäußert habe, sei die Wahrscheinlichkeit, „dass jemand zwischen dem Ideengeber und der Stadt kommt, nicht sehr hoch“.
Dass es schon in der frühen Planungsphase Debatten um das Projekt gibt, überrascht Willi Gründer, den Vorsitzenden der Matthias-Claudius-Stiftung, nicht. „So ein Gebiet ist immer in der Diskussion.“ Nachdem frühere Pläne verworfen wurden, wie etwa der, großzügige Lofts zu errichten, gebe es seit einiger Zeit Überlegungen für die integrative Nutzung. „Die Grüne Schule soll eingebunden werden“, so Gründer, der sich eine mittelfristige Umsetzung des Projekts vorstellt. „Wir hoffen, dass die Idee auf fruchtbaren Böden stößt.“