Bochum. . Der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel warnt vor Umtrieben von Salafisten in Bochum. Werber sprächen weiterhin gezielt junge Männer an. Die Treffen finden in der Regel konspirativ statt. Dafür kommt Bewegung in das Präventionsprojekt „Wegweiser“. Die Stadt sagt, dass ein Vertrag in Arbeit ist.

Bisher existiert von dem vor einem halben Jahr groß angekündigten Präventionsprojekt „Wegweiser“ in Bochum nicht viel mehr als eine mit dürftigen Informationen versehene Seite im Internet. Auch eine Telefonnummer gibt es. Doch um junge Muslime vor einem Abdriften in die als höchst gefährlich eingestufte Salafisten-Szene abzuhalten, bedarf es mehr.

Nach Recherchen der WAZ soll jetzt die Ifak (Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe, Migrationsarbeit), die sich seit mehr als 40 Jahren in Bochum erfolgreich um Migranten kümmert, eine Vertrauensperson stellen. Sie dient als Ansprechpartner für junge muslimische Männer, die etwa von den äußerst aggressiv auftretenden Werbern der Salafisten bedrängt werden.

Im April soll beraten werden

Die Stadt Bochum, die neben Bonn und Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen an dem Präventionsprojekt beteiligt ist, sagt nur, dass ein Vertrag in Arbeit sei. In der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses im April soll beraten werden.

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Ein weiterer Grund für den eher schleppenden Anlauf des Präventionsprojektes vor Ort sei ferner, dass das Land zwar die Gelder für die Schaffung der Stelle dieser Vertrauensperson bereit gestellt habe, die Besetzung jedoch durch die Kommune vor Ort vorgenommen werden sollte. So kommt es, dass es bis heute eben nicht den „regionalen Ansprechpartner“, wie im Internet behauptet, gibt. Zunächst sollte in Bochum offenbar die Arbeiterwohlfahrt, die ebenfalls seit vielen Jahren Erfahrung in der Ausländer/Migranten-Arbeit hat, die Position bestellen, jetzt laufe es allerdings auf die Ifak zu: „Die Salafisten scheuen die Ifak wie der Teufel das Weihwasser“, sagt ein Kenner der Szene über die Gründe für diese Entscheidung.

Wohnungen in der Hustadt und in Querenburg

Äußerst beunruhigt über die aktuellen Entwicklungen in der Salafistenszene gerade auch in Bochum ist der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel. „Ich habe Informationen, dass diese Gruppen ihre Versammlungen gezielt in Kellerräumen oder privaten Wohnungen abhalten.“ Außerdem sprächen Werber weiterhin gezielt junge Männer an. „Das ist mir selbst schon passiert. Die fragten mich: ,Na, wie geht es Dir, Bruder? Willst Du nicht zu uns kommen?’“, sagt Yüksel, der selbst türkische Wurzeln hat.

Salafisten und ihr nahe stehende Gruppen waren in Bochum im vergangenen Jahr auch dadurch aufgefallen, dass sie gezielt Wohnungen in der Hustadt und in Querenburg aufsuchten. Sogar Kinder waren angesprochen worden. Damals hatte sich auch der polizeiliche Staatsschutz eingeschaltet, und die Werber beobachtet.