Bochum. . Über mehrere Monate haben offenbar der Bochumer Salafisten-Szene zugerechnete Männer in der Hustadt versucht, Kinder und Jugendliche anzusprechen und zu missionieren. Erst als die Polizei gezielt Streifengänge startete, stoppten sie diese Aktionen. Viele Eltern reagierten beunruhigt.
Salafisten haben in diesem Sommer in Bochum gezielt Kinder angesprochen, um sie für ihre Richtung des Islam zu begeistern. Einige Jungen seien sogar mit Bonbons regelrecht geködert worden. Andere Kinder seien von Salafisten in eine Moschee gebracht und danach wieder nach Hause gefahren worden. Wie die WAZ jetzt erfuhr, geschah dies vor allem in der Hustadt und in der Nähe der Hufelandgrundschule. Wochenlang machte sich vor allem unter der ausländischen Bevölkerung große Unruhe breit. Grund: Zum Teil machten die Islamisten „Klingelmännchen“, schellten wahllos an Türen mit ausländisch klingenden Nachnamen an den Klingelschildern.
Besorgte Eltern schalteten schließlich die Polizei ein, informierten die Behörden. „Wir haben sofort reagiert und die entsprechenden Örtlichkeiten observiert“, so ein Polizeisprecher. Nach Ermittlungen des Staatsschutzes handelt es sich um eine kleine aber höchst aktive Gruppe von vier bis fünf Männern. Nachdem es Gespräche gegeben hätte und zudem die Polizei verstärkt Streife gefahren sei, habe es keine Beobachtungen dieser Art mehr gegeben.
Beamten sind die Hände gebunden
Doch die Handlungsmöglichkeiten der Polizei sind begrenzt. Solange die Salafisten keine strafbaren Handlungen begehen, sind den Beamten die Hände gebunden. „Wir haben da aber ein Auge drauf“, so der Polizeisprecher.
Weit mehr als ein Auge drauf haben die Menschen, die in der Hustadt leben oder dort arbeiten. Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf-Inhoff (SPD) hat selbst beobachtet, wie Salafisten vorgehen. Die Männer hatten sich im Bereich des neugestalteten Brunnenplatzes am Holzpavillon aufgehalten. „Es hat dann eine konzentrierte Aktion gegeben. Beteiligt waren die Ifak, das Stadtumbaubüro und der Förderverein Hustadt.“ Unter anderem seien die Eltern aufgeklärt und die Salafisten direkt angesprochen worden. Seit einigen Wochen sei es ruhig, bestätigt er die Polizei.
Arbeitsgemeinschaft der Moscheen
Für etwas dramatisiert hält Tolga Ahiskali, Sprecher der AG Bochumer Moscheen, die Schilderungen. Er spricht für neun ganz unterschiedliche Moscheen in Bochum. Extremistische Richtungen, wie etwa die Moschee der Tablighi Jamaat an der Alleestraße, gehören nicht zu diesem Zusammenschluss. Er weiß, dass es immer wieder solche „Missionierungsversuche“ seitens der Salafisten gegeben hat. „Ich persönlich möchte auch nicht, dass meine Kinder angesprochen werden.“
Er hält aber die Arbeitsgemeinschaft der Moscheen für eine prinzipiell gute Einrichtung, um radikalere Tendenzen rechtzeitig zu erkennen und dagegen etwas zu unternehmen. Bereits in der Vergangenheit hatte sich die AG vor gut einem Jahr auch kritisch zu den von Salafisten organisierten kostenlosen Verteilaktionen des Koran geäußert.