Bochum. .

Bochum ist neben Düsseldorf und Bonn eine von drei Städten in Nordrhein-Westfalen, in denen jetzt das Präventionsprojekt „Wegweiser“ gegen das Abdriften junger Leute in die zum Teil gewaltbereite islamistische Salafistenszene startet.

Derzeit, so Sozialdezernentin Britta Anger, seien die Beteiligten – darunter Polizei und Jugendamt – dabei, eine Vertrauensperson zu gewinnen, die als Keimzelle einer solchen Anlaufstelle dienen soll. „Ein Grund dafür, dass Bochum eine der beteiligten Städte wird, ist, dass es hier bereits ein gutes Netz an Präventionsstrukturen gibt“, so Anger.

"Radikalisierung junger Menschen vorzeitig verhindern"

Dass es notwendig ist, gezielt zu handeln, machte der Leiter des polizeilichen Staatsschutzes, Leo Heitfeld, ganz klar: „Wir beobachten, dass die Salafistenszene derzeit steigenden Zulauf erfährt.“ Aktivitäten gebe es etwa durch Koranverteilungen, Missionierungsversuchen oder über das Internet.

Finanziert wird über das Wegweiser-Projekt ein Betreuer vor Ort. Das NRW-Innenministerium sieht in dieser Person einen Menschen, der allseits Vertrauen genießt und als Ansprechpartner dienen könnte.

Britta Anger sagt: „Es gilt vorzeitig eine Radikalisierung junger Menschen zu verhindern und entsprechende Angebote zu unterbreiten.“ Bereits heute gebe es über die Straßensozialarbeiter des Jugendamtes und einzelne Jugendfreizeithäuser entsprechende Anknüpfungspunkte.

Imame setzen Salafisten vor die Tür

Wie die Polizei erläutert, versuchen „Werber“ aus dem Salafistenumfeld ganz gezielt junge Menschen, vornehmlich aus armen oder bildungsfernen Familien anzusprechen. In Bochum hatte es im vergangenen Jahr, wie die WAZ berichtete, in Stahlhausen den Versuch gegeben, eine Art Stützpunkt der Salafisten aufzubauen.

Heute könne man davon ausgehen, dass in Bochum eine wachsende Szene mit bis zu 50 Personen unterwegs sei, wobei es natürlich keine konkreten Zahlen gebe. Versuche aus dieser Gruppe heraus, etwa in Moscheegemeinden Fuß zu fassen, seien bislang offenbar gescheitert. Diese Leute würden in der Regel von den Imamen vor die Tür gesetzt.

Beteiligte wünschen sich eine bessere Prävention

Schon heute wenden sich besorgte Eltern, wenn etwa ihr Kind sich plötzlich merkwürdig verhalte, an das Jugendamt oder die Polizei, um dort Rat zu erhalten. Genau dort solle mit dem Wegweiser-Projekt angesetzt werden.

Doch die Beteiligten wünschen sich nicht nur eine bessere Prävention, sondern verstehen das Konzept ganz bewusst als eine „Aussteigerprogramm“. Auf diesem Gebiet gibt es seit vielen Jahren die Erfahrung aus dem Bereich des Rechtsextremismus. Die Auseinandersetzung mit jungen Muslimen oder auch Männern, die gerade auch zum Islam übertreten sind, sei zu führen und wichtiger Bestandteil des Angebots.