Bochum. Er galt als „Deutschlands härtester Sanierer“, hat nach eigenen Angaben 25.000 Menschen entlassen, war als wortgewaltiger Wirtschaftsanwalt gefragter Gast in TV-Talkshows. 2013 begann der Fall des Dr. Rüdiger Knaup. Vorläufiger Höhepunkt: Die Staatsanwaltschaft beantragte am Donnerstag einen Haftbefehl gegen den 52-Jährigen.

Vor dem Schöffengericht sollte sich Dr. Knaup am Morgen für acht Straftaten im Straßenverkehr verantworten. Viermal binnen zwei Wochen wurde er vor einem Jahr ohne Führerschein am Steuer erwischt. Laut Anklage wurden bei Knaup Drogen gefunden. Mehrfach soll er im Rausch Auto gefahren sein. Die Rede ist u.a. von einer wilden nächtlichen Verfolgungsjagd mit der Polizei ohne Licht.

Der Prozess wegen vorsätzlicher Straßenverkehrsgefährdung endete am Donnerstag nach wenigen Minuten. Grund: Knaup war dem Termin ohne Entschuldigung fern geblieben. Weil es keine ladungsfähige Adresse gebe (laut Ermittler wohnt Knaup zeitweise in seiner Kanzlei), verlangt die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl. Der Richter setzte die Verhandlung vorerst aus.

Steile Karriere bei Steilmann

Noch schwerer könnte für Knaup ein zweites Verfahren wiegen. Obwohl ihm die Rechtsanwaltskammer Hamm im Herbst 2013 die Zulassung entzog (er hatte keine Haftpflichtversicherung mehr entrichtet), soll Knaup noch weiter als Rechtsanwalt gearbeitet und Mandaten vertreten haben. Seine Kanzlei in der Bochumer Innenstadt wurde durchsucht.

Im Gespräch mit der WAZ bekräftigte der dreifache Vater am Donnerstag, dass massive familiäre Probleme 2013 zu der „seelischen Ausnahmesituation“ geführt hätten. Ein Sorgerechtsstreit um seine Kinder habe ich ihn damals stark belastet. Dies habe Auswirkungen auf seine berufliche Tätigkeit gehabt.

Die war bis dahin von Erfolgen und öffentlicher Anerkennung geprägt. Seine Karriere startete der Jurist beim Wattenscheider Textilunternehmen Steilmann, wo Knaup bis 2004 als Geschäftsführer ebenso an der Spitze stand wie bei der SG Wattenscheid 09, wo er bis 2007 als Präsident wirkte.

Schwerpunkt als Arbeitsrechtler waren Sozialpläne, die Knaup aushandelte und umsetzte. Als knallharter Sanierer ließ er sich in den Medien präsentieren. Gekündigt werde bei ihm vorzugsweise freitags, wird er von einem Boulevardblatt zitiert: „Dann können die Menschen nach Hause, im Kreis der Lieben das Wochenende verbringen, und montags sieht die Welt oft schon anders aus.“