Bochum. . Die Staatsanwaltschaft hat die Kanzlei eines renommierten Rechtsanwalts in Bochum durchsucht. Der Jurist verlor seine Zulassung, soll sich aber trotzdem als Rechtsanwalt ausgegeben haben. Außerdem gibt es weitere Vorwürfe. Der Anwalt selbst spricht von „Dilettantenstadel Staatsanwaltschaft“.

Ein renommierter Rechtsanwalt aus Bochum hat in dieser Woche überraschend Besuch eines Oberstaatsanwalts bekommen. Im Beisein von Polizisten in Zivil durchsuchte die Staatsgewalt seine Kanzlei in der Innenstadt und nahm mehrere Kartons mit Akten mit, die sie nun auswerten wird. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den lange Zeit sehr erfolgreichen Juristen gleich wegen mehrerer Vorwürfe. Vor einigen Wochen hat er bereits durch die für Bochum zuständige Rechtsanwaltskammer in Hamm seine Zulassung als Anwalt verloren.

Die Vorwürfe: Missbrauch eines Titels, Beiseiteschaffen von Vermögen, obwohl gegen ihn ein Insolvenzverfahren am hiesigen Amtsgericht läuft, Veruntreuung von Mandantengeldern und schließlich Trunkenheit am Steuer. Das erklärte am Freitag die Staatsanwaltschaft auf Anfrage der WAZ.

Die Vorwürfe werden von dem Anwalt teilweise eingeräumt, teilweise aber auch entschieden zurückgewiesen. Auf WAZ-Anfrage sagte er, dass er in diesem Jahr wegen familiärer Probleme und eines bitteren Streits um das Sorgerecht seiner Kinder sehr stark persönlich belastet worden sei. Da sei in der Kanzlei manches unbeachtet geblieben, was hätte erledigt werden müssen.

„Das ist so, dazu stehe ich, und ich werde dafür geradestehen“

Die Zulassung, sagte der Anwalt, sei ihm im vorigen September vorläufig entzogen worden, weil er keine Haftpflichtversicherung mehr entrichtet habe. Trotzdem habe er weiterhin seine Mandanten betreut und die Verfahren zu Ende geführt und auch erfolgreich abgeschlossen, ohne gegenüber Dritten auf den Verlust seiner Zulassung hingewiesen zu haben. „Das ist so, dazu stehe ich, und ich werde dafür geradestehen.“ Er habe dabei aber in keinster Weise die Interessen seiner Mandanten geschädigt, nur seine eigenen, wie sich herausgestellt habe. Die Vorwürfe der Veruntreuung von Mandantengeldern und des illegalen Abzweigens von Vermögen hält er für völlig unberechtigt. Die Trunkenheitsfahrt räumte er hingegen ein. Er sei dafür auch bereits zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Damit sei für ihn die Sache bereits erledigt.

Trotz des Verfahrens will er in seinen Beruf („Ich bin mit Leib und Seele Anwalt“) wieder voll einsteigen. Schon jetzt arbeitet er - rein beratend und an der Seite eines zugelassenen Anwalts - weiter. Und er versichert: „80 Prozent meiner Mandanten haben mir eine Vollmacht unterschrieben, weil weiterhin ein Vertrauensverhältnis besteht“ - auch ohne Zulassung. Die will er bald aufs Neue erlangen.

„Völlig überzogene Maßnahme“

Über die Durchsuchungsaktion der Staatsanwaltschaft hat sich der Ex-Anwalt sehr geärgert. Sie sei gar nicht nötig gewesen und unverständlich abgelaufen. Im Gespräch mit der WAZ sprach er von „Dilettantenstadel Staatsanwaltschaft“. So sei zum Beispiel eine ganze Büroetage vergessen worden zu durchsuchen. „Diese völlig überzogene Maßnahme kommt mir vor wie eine Revanche der Staatsanwaltschaft für vergangene Niederlagen im Zusammenhang mit Verfahren mit mir.“