Bochum. . Michael Sommer setzte sich in einer seiner letzten öffentlichen Reden als DGB-Vorsitzender mit der Sozialdemokratie auseinander. Für die kommenden Wahlen wünscht er sich noch mehr innerparteiliche Demokratie.
Mit dem scheidenden DGB-Vorsitzenden Michael Sommer hatten die Bochumer Sozialdemokraten beim Neujahrsempfang ein politisches Schwergewicht zu Gast. Vor allem vor dem Hintergrund seiner sich dem Ende zu neigenden Zeit an der Spitze der deutschen Gewerkschaftsbewegung nahm Sommer, sonst eher ein Mann des Ausgleichs, kein Blatt vor den Mund.
Dass er ausgerechnet in der historischen Kulisse des 1876 erbauten Dampfgebläsehauses im Westpark eine seiner letzten öffentlichen Reden hielt, ehrte die rund 150 anwesenden Vertreter der Bochumer Sozialdemokratie, die den Vortrag Sommers mit überschwänglichem Beifall quittierten. Eine verdiente Gewerkschafterin raunte ihrem Nachbarn allerdings zu: „Mensch, hätte der mal immer so offen gesprochen.“
Trotz negativer Meldungen kein schlechtes Jahr
Denn das tat Sommer, eingeführt von Carina Gödecke, die zwar Landtagspräsidentin ist, aber ausdrücklich nicht als solche auf dem Podium stand: „Ich habe heute mit Thomas Eiskirch gesprochen. Ich konnte ihn kaum verstehen, er hat keine Stimme.“ In Vertretung des erkrankten Vorsitzenden blickte Gödecke auf das vergangene Jahr zurück, das für Bochum trotz der negativen Meldungen (Outokumpu, Opel) durchaus nicht so schlecht gelaufen sei: „Es gibt doch heute überhaupt keinen Grund, Bochum nicht wunderbar zu finden.“
Sommer sprach danach eine knappe dreiviertel Stunde, gestützt nur auf wenige eng beschrieben Notizzettel. „Die SPD ist mehr als nur die Partei der Gewerkschaften. Aber ohne die Gewerkschaften kann die SPD nicht sein“, rief er in den Saal. Sie müsse auch den Weg zur Mitte finden. Und danach ging es munter weiter mit Sätzen wie „Wir sind weder die Partei des Lumpenproletariates noch der Bourgeoisie“ oder zur Energiewende : „Wir sind gut beraten auch in Koalitionen immer wieder zu sagen, dass wir mit unserer Erde nicht Raubbau treiben dürfen.“
„Eine Debatte, die wir vielleicht schon mal früher hätten führen sollen"
Dabei sparte er nicht mit Selbstkritik und lobte das Instrument des Mitgliederentscheids: „Eine Debatte, die wir vielleicht schon mal früher hätten führen sollen. Das sind doch Prinzipien der innerparteilichen Demokratie.“ Natürlich durften die „ewigen“ Themen der Gewerkschaftsbewegung wie Mindestlohn und Tarifautonomie nicht fehlen.
Mit Blick auf die Wahlen in diesem Jahr rief Sommer zum Abschluss in den Saal: „Bringt die Leute an die Wahlurne. Jeder, der nicht wählt, stärkt die Leute, die es nicht gut meinen mit diesem Land.“ Und vielleicht hatte ja der Bochumer SPD-Fraktionschef Dr. Peter Reinirkens in seiner Einführung ganz zu Beginn des Empfangs mit seinem Bild von den über 316 Millionen Jahren alten in Stiepel gefundenen Saurierspuren, die seiner Meinung nach nur unzureichend herausgestellt wurden, genau das gemeint: „Wir haben keine Angst vor schwierigen Aufgaben.“