Bochum.

Bei vielen Familien ist es ein geliebtes Ritual. Eins, das nie fehlen darf. Sonst funktioniert das einschlafen schlecht, leidet die Nachtruhe. Das Vorlesen am Abend wird gerne von Generation zu Generation weitergegeben. „Man braucht ja nicht mehr als ein Buch, ein Kissen und Zeit“, sagt Annette Kilfitt.

Sie weiß das auch selber. Schließlich ist sie schon lange Mitarbeiterin der Stadtbücherei Bochum und hat reichlich Erfahrung in Sachen Buch und Lesen und Kinder und damit der literarischen Früherziehung. Sie zitiert aber aus einer Broschüre, die sich in einer gelben Stofftasche findet. Die wiederum, dieses Lesestart-Set wird seit Donnerstag an die Dreijährigen der Stadt verteilt, beziehungsweise, „die Dreijährigen oder ihre Eltern“, sagt Kilfitt, „können sich diese Tasche abholen“.

Stadtbücherei beteiligt sich an "Lesestart"

Auch die Stadtbücherei beteiligt sich am Projekt „Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Man könnte sie auch umschreiben mit: Jedem Kind ein Buch. Zunächst einmal. Schließlich sollen im besten Fall unzählige folgen. Es ist ein bundesweites Programm zur Sprach- und Leseförderung. Es wird vom Bundesministerium finanziert und der Stiftung Lesen koordiniert. 26 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung.

Mit diesem Termin in der Stadtbücherei hat Teil zwei der Kampagne begonnen. Sie läuft seit 2011. In der ersten Phase von 2011 bis 2013 haben Eltern auch in Bochum für ihr einjähriges Kind beim Kinderarzt das erste „Lesestart-Set“ bekommen. Phase drei beginnt 2015, richtet sich dann an die Schulbeginner. Mit dem Start von Phase zwei liegen die Sets kostenlos in der Zentralbücherei und in den sechs Zweigbüchereien zur Abholung bereit.

"Kontakt zu Sozialräumen aufgenommen"

Kilfitt und ihre Mitarbeiterinnen wissen, dass längst nicht alle Kinder/Eltern einen unproblematischen Umgang mit dem Lesen und dem Vorlesen haben. „Wir haben deshalb auch Kontakt zu Sozialräumen aufgenommen“, sagt Kilfitt. „Wir wollen halt möglichst viele Kinder und Eltern erreichen.“ Im besten Fall wären das circa 2700 Kinder. So viele Geburten gibt es im Schnitt im Jahr in Bochum. Kilfitt: „Wenn wir 60 Prozent schaffen, sind wir zufrieden.“

Die Kinder und ihre Eltern, die an diesem Donnerstag zu den ersten gehören, die ein Set bekommen, kommen aus der Kindertagesstätte Röhlinghauser Straße und des Evangelischen Trinitas-Kindergartens/Evangelischen Tagesstätte Hofstede/Riemke. Für sie liest zum Kampagnen-Start die Bochumer Autorin Andrea Behnke (44). Sie hat eine siebenjährige Tochter. „Natürlich habe ich ihr früher vorgelesen. Inzwischen liest sie selbst.“ So soll es laufen.