Bochum. Vorzeitige Bescherung für Kinder aus dem St. Vinzenz-Kinderheim in Bochum: Im Fachgeschäft „Little Nemo“ durften sie sich kostenlose Comics aussuchen.

Geduldig warteten sie vor der Tür, zwanzig Minuten vor Beginn der Aktion. Eigens für sie schloss der Comic-Laden „Little Nemo“ am Südring vorzeitig seine Pforten, für 33 Jungen und Mädchen des St. Vinzenz Kinderheims.

Einen Nachmittag lang sollten sie in Ruhe stöbern und vor allem zugreifen können, in den Regalen der Bücher und Comics – ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk eben. Dafür bat Filialleiter Markus Pfeffer seine Kundschaft gerne mal vorzeitig aus den Verkaufsräumen heraus. „Ist ja eine Ausnahme“, so Pfeffer. Möglich gemacht hatte die Spendenaktion jedoch ein junges Paar, das absolut anonym bleiben möchte: Tue Gutes und rede darüber gilt für sie offensichtlich nicht zum Lebensmotto dazu.

Etwas Gutes für Kinder

Wie sie auf die Idee kamen, Kinder mit bunten Comics und druckfrischen Büchern zu erfreuen? „Als ich noch Mathematik in Bochum studierte habe ich immer gesagt: Wenn ich mit dem Studium fertig bin, möchte ich etwas für Kinder tun.“ Ein Vorsatz, der glücklicherweise nicht in Vergessenheit geriet. Dass die Spendenaktion nun an die Kinder des St. Vinzenz-Kinderheims ging, war hingegen reiner Zufall. Gerd Krugmann, Erziehungsleiter des Heims am Imbuschplatz erzählte: „Die Spender hatte einfach die Begriffe Jugendhilfe und Bochum in eine Suchmaschine eingegeben, und da standen wir halt auf der Liste ganz oben.“

So stöberten die Kinder nun im Comicladen mit der riesigen Auswahl: „Um die 5000 Comics und Bücher haben wir hier“, so Pfeffer mit Blick auf die Regale mit den vielen Heften, die auch Erwachsenenherzen meist nicht unberührt lassen. Samantha, elf Jahre alt, entschied sich für das Mandala-Malbuch, der neunjährige Mathieu hingegen für einen echten Klassiker der Comicbranche. Mit dem Batman-Heft ging er zielstrebig zur Kasse, auch Manga-Comics standen auf der Beliebtheitsskala ganz oben.

Ein echter Wohlfühltag für die Kinder

Das Wichtigste aber blieb für alle Kinder vor allem ein Punkt. „Das neue Buch oder Heft gehört allein ihnen, nicht dem Heim, nicht der Gemeinschaft“, so der Spender, der selbst den Comic-Laden regelmäßig besucht und sich längst mit dem Filialleiter angefreundet hat.

Damit die ganze Aktion auch kind- und jugendgerecht ablief, sortierte das Team zuvor die Werke aus, die eben nicht in Kinderhände gehören. So stapelte sich für einige Stunden der Schulmädchen-Report-Comic in den Kisten neben den Schallplatten, ebenso wie Kriegsbücher oder zu sozialkritische Werke wie Christiane F. „Es soll doch ein echter Wohlfühltag für die Heimkinder werden.“

Das war er dann auch, ermöglicht von zwei jungen Menschen, die Großes leisten, ohne dabei im Rampenlicht stehen zu wollen – eben ganz so, wie man es von echten Comic-Helden gewohnt ist.