Bochum. Der Bochumer Bäckermeister Lars Wickenburg sammelt in einer besonderen Aktion für die Finanzierung einer Delfin-Therapie für den neunjährigen Nils Schadwinkel. Wickenburg backt Delfine aus Quarkteig und reicht einen Teil der Verkaufserlöse an die Eltern des Jungen weiter.
Nils Schadwinkel (9) sitzt in seinem Rollstuhl. Er lacht fast lautlos. Seine Hände bewegen sich unkontrolliert und bleiben nah am Oberkörper. „Für uns wäre es ein toller Fortschritt, wenn er die Hände etwas weiter nach vorne bringen könnte, um einen Button zu drücken. Er könnte dann technisch mit uns kommunizieren“, sagt seine Mutter Gabriele Schadwinkel (45). Einen solchen Fortschritt für ihren Sohn erhoffen sich Gabriele und Uwe Schadwinkel (50) von einer Delfintherapie in Mittelamerika.
Um die Kosten für die Therapie und Reise nach Curacao von 13.000 Euro aufzubringen, springt jetzt Gabriele Schadwinkels Arbeitgeber Lars Wickenburg in die Bresche. Seit Ende Mai backt der Altenbochumer Bäckermeister jeden Tag 150 bis 200 Delfine aus Quarkteig und verkauft sie für 1,50 Euro das Stück in seinen vier Bochumer Filialen, wovon je ein Euro in den Spendentopf für Nils wandert. Die Aktion solle etwa zwei Monate laufen, informierte er. Außerdem ließ das Team um Wickenburg 1000 hübsche T-Shirts in rosafarben und hellblau für Kinder (8 Euro) und in schwarz für Erwachsene (10 Euro) mit der Aufschrift „Delfine für Nils“ anfertigen. Pro verkauftes T-Shirt gehen fünf Euro an Nils. Mit dem aufgedruckten Herz aus schwimmenden Delfinen sind sie ein gelungener Hingucker.
„Er geht super gerne schwimmen, sein Körper ist dann ganz entspannt“
„Es wäre eine Illusion zu glauben, dass Nils wiederkommt und plötzlich normal ist. Aber schon kleine Fortschritte wären für die Familie ein Riesenerfolg“, weiß auch Wickenburg. Ihm läge die Geschichte besonders am Herzen, weil er sie selbst hautnah erlebe und auch seine Tochter Maja (9) Nils gut kenne, schildert der Bäckermeister. Das Mädchen habe vor einiger Zeit bereits eigene Bastelarbeiten für Nils in seiner Bäckerei verkauft, berichtet er.
Entgegen aller Skeptiker glaubt Gabriele Schadwinkel fest daran, dass die Delfintherapie das Richtige für ihren Sohn sein könnte. „Er geht super gerne schwimmen, sein Körper ist dann ganz entspannt“, schildert sie. Auf Delfine im Fernsehen reagiere Nils mit Lachen, wo hingegen Pferde und Hunde ihn eher verängstigten, erklärt sie. Durch Beschäftigung mit der Delfintherapie sei die Familie sich sicher, einen seriösen Anbieter gefunden zu haben. Die Therapie auf Curacao beschränke sich keineswegs nur auf das Schwimmen mit Delfinen, sondern Nils würde dort zehn Tage umfassend therapeutisch betreut, erläutert Schadwinkel.
Bereits am 14. Oktober soll es losgehen. Doch dafür müssen erst einmal genügend Quarkteig-Delfine über die Theke springen. Nils kam 2003 als Frühgeburt zur Welt. Durch eine Sauerstoffunterversorgung bei der Geburt leidet er an einer infantilen Zerebralparese. Diese frühkindliche Hirnschädigung verursacht zum Beispiel spastische Lähmungen, unkoordinierte Bewegung sowie erhöhte Muskelspannung. Nils kann weder selbstständig laufen noch essen oder trinken, er kann nicht sprechen und ist vollends auf die Hilfe seiner Familie angewiesen. Darauf aber kann er sich verlassen.