Bochum. Vieles wird teurer. Auch das Wohnen. Preistreiber sind in Bochum allerdings nicht die Kaltmieten. Die nämlich sind seit Jahren stabil, ja sinken zum Teil sogar. Die Nebenkosten für Energie, Steuern und Abgaben treiben die Preise für das Wohnen dagegen nach oben.

Alles wird teurer. Alles? Nein. Während Energiekosten oder kommunale Steuern und Gebühren zum Teil drastisch angestiegen sind, sind die Kaltmieten in Bochum seit einigen Jahren auf einem fast konstanten Niveau.

Der Immobilienverband Deutschland (IVD) hat die Mietspiegel für nicht preisgebundenen Wohnreim in der Stadt der Jahre 2003 und 2013 verglichen. Dabei „ergibt sich als Durchschnittswert über alle Lagen, Baujahre und Wohnungsgrößen eine Stagnation bei den Mieten“, sagt Pressesprecher Joerg Utecht. Zum Teil seien die Werte sogar gesunken. So etwa für Wohnungen, die nach 1990 gebaut wurde und eine Größe von 60 bis 80 m² haben. Der aktuelle Richtwert beträgt 6,49 Euro, 2003 lag er noch bei 6,70 Euro.

„Das muss man so bestätigen“, gibt Aichard Hoffmann, Sprecher des Mietervereins Bochum, seinem Kollegen vom Immobilienverband Recht. Von Marktnischen abgesehen stagnierten die Mieten seit geraumer Zeit. Bewegung kommt in die Mieten nur in gefragten Ballungsgebieten, wo, so Hoffmann, „bei Mieterwechsel Mieterhöhungen von 20 bis 40 Prozent vorgenommen werden“. Das gelte allerdings nicht für Bochum.

Nebenkosten steigen deutlich an

Gleichwohl müssen Mieter, aber ebenso Eigentümer selbstgenutzter Wohnungen, starke Anstiege von Nebenkosten in Kauf nehmen. Nicht zuletzt deutlich erhöhte städtische Steuern und Gebühren seien dafür verantwortlich, argumentierte der Bochumer Makler und Hausverwalter Alexander Rozenski. Sein Vorwurf: Die Kommune saniere sich zu Lasten der Mieter und selbst nutzenden Hauseigentümer.

Immerhin gilt der Bochumer Wohnungsmarkt als weitgehend entspannt, auch weil die Leerstandsquote mit 3,7 Prozent eher moderat ist. Und:. „Es gibt nicht so viele Heuschrecken“, so Aichard Hoffmann, der damit große Wohnungsgesellschaften mit hohen Renditeabsichten meint. Auch das Problem von Schrottimmobilien halte sich im Vergleich etwa zu Dortmund in Grenzen.

Trotzdem gibt es einige bedenkliche Entwicklungen. Das konstante Mietniveau drückt aus Sicht des Mietervereins die Absichten von Vermietern zu Sanierungen mit Energieeffizienz-Effekten. Außerdem sei festzustellen, dass Vermieter von Wohnungen für Leistungsempfänger sich bei der Instandhaltung und Modernisierung spürbar zurückhielten.

Angebot und Nachfrage passen nicht zusammen

Er spricht von einem „Geschäftsmodell“. Darüber hinaus passten Angebot und Nachfrage auf dem gesamten Wohnungsmarkt nicht zusammen. Barrierefreie und oder Wohnungen in geeigneter Größe fehlten. Und es gibt ein Überangebot an kleinen Wohnungen.

Die Prognose für die Zukunft sieht aus Sicht des Immobilienverbands so aus: Mit einem weiteren Rückgang der Nettokaltmieten sei angesichts des relativ geringen Leerstands und der steigenden Zahl der Studenten nicht zu rechnen.