Bochum. . In Bochum fehlen massiv Seniorenwohnungen. Die Warteliste der Stadt umfasst 813 Bewerber. Tendenz: stark steigend. Die Diakonie Ruhr lindert die Not und schafft für 10 Mio. Euro in zwei Neubauten 73 barrierefreie Wohnungen.

Aufzug, Pflege und Betreuung, extrabreite Türen, bodengleiche Dusche: Nur in Wohnungen mit besonderer Ausstattung und Dienstleistungen haben viele Senioren die Möglichkeit, in den eigenen vier Wänden alt zu werden. Prognosen besagen: In zwölf Jahren wird es in Bochum 44.600 Haushalte geben, in denen mindestens ein Bewohner über 70 ist. Jeder fünfte dieser Haushalte wird auf eine altersgerechte Bleibe angewiesen sein. „Die Nachfrage nimmt drastisch zu“, so Stadtsprecherin Barbara Gottschlich.

3197 Wohnungen im Bestand

Eine Studie der IG Bau weist bis 2025 einen Bedarf von 8920 Domizilen für Senioren aus. „Im Bestand haben wir 3197 Altenwohnungen. Die sind aber teilweise über 30 Jahre alt und damit unter heutigen Gesichtspunkten nicht barrierefrei“, so Gottschlich. Daneben entstanden seit 1998 über 1200 Seniorenwohnungen privater Investoren. Denn seither wird im öffentlich geförderten Wohnungsbau grundsätzlich barrierefrei gebaut.

„Es rächt sich, dass der soziale Wohnungsbau extrem heruntergefahren wurde“, sagt Reinhard Quellmann, Geschäftsführer der Diakonie Ruhr Pflege GmbH. Wie alle Bochumer Wohnungsgesellschaften will auch die Diakonie die Situation verbessern. Auf dem Gelände des ehemaligen Gemeindehauses in Grumme wurde in diesen Tagen die Seniorenwohnanlage Wichernstraße eröffnet. 3,5 Mio. Euro investierte die Diakonie. 30 sozialgebundene Wohnungen zwischen 51 und 64 qm stehen zur Verfügung. Es gibt einen Gemeinschaftsraum; die Bewohner können zudem einen Einkaufsservice, hauswirtschaftliche Hilfen oder eine ambulante Pflege hinzubuchen. Die Wohnungstüren sind extra gesichert.

39 Euro Umlage im Monat

Die Senioren in den Diakonie-Wohnungen zahlen eine monatliche Umlage von 39 Euro.

Damit werden u.a. ein Gemeinschaftsraum, Veranstaltungen und die Arbeit eines festen Mitarbeiters finanziert.

Als „Kümmerer“ ist er stundenweise für die Senioren da und vermittelt Hilfen beim Waschen, Einkaufen, Arztbesuch.

„In dem Viertel leben viele alte Menschen“, weiß Diakonie-Geschäftsführer Werner Neveling und wundert sich nicht, dass kurz nach der Eröffnung nur noch fünf Wohnungen frei sind: „Ein solches Angebot war dringend erforderlich.“ Die Kaltmiete beträgt pro Quadratmeter 4,70 Euro. Die Vergabe regelt die Stadt. Ein Wohnberechtigungsschein ist erforderlich.

Die Diakonie legt bereits im Frühjahr 2014 nach. Dann soll der Wohncampus Laerholzblick in Querenburg mit 43 Seniorenwohnungen (48 bis 89 qm) bezogen werden. Auf die ehemalige Brachfläche ziehen auch eine Logopädie- und Hausarztpraxis sowie ein Pflegestützpunkt der Diakonischen Dienste. Die Kaltmiete liegt bei 9,95 Euro. Auch hier ist ein Großteil der Wohnungen längst vergeben.