Bochum. Die Ärztekammer erläuterte am Montag in Münster ihre Sanktionen gegen Prof. Peter Altmeyer. Der Chefarzt am St.-Josef-Hospital hatte ohne Genehmigung Assistenzärzte in einer Rehaklinik in Borkum eingesetzt. Eine Rüge und 5000 Euro Ordnungsgeld waren die Folge.

In ihren Sanktionen gegen Prof. Dr. Peter Altmeyer, der unerlaubterweise Assistenzärzte in einer Rehaklinik in Borkum eingesetzt hatte, sieht die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) ein wichtiges Signal für alle Chefärzte im Kammerbezirk. „Die Weiterbildung von Ärzten ist keine Kinderlandverschickung“, sagte am Montag Kammerpräsident Dr. Theodor Windhorst. „Wir dulden es nicht, dass Chefärzte schalten und walten, wie sie wollen, auch für sie gelten Regeln.“

Wie berichtet, hatte die Kammer ein Ordnungsgeld in Höhe von 5000 Euro gegen den 68-jährigen Chefarzt der Dermatologie am St.-Josef-Hospital verhängt und seinen Verstöße gegen die Weiterbildungsordnung gerügt. Windhorst betonte gestern gegenüber der Presse, dass dieses die Höchststrafe sei, die die Kammer in eigener Befugnis aussprechen könne.

"Ein Stachel in der Versorgung"

Altmeyer, der gleichzeitig auch Geschäftsführer des Katholischen Klinikums ist, habe sich eines „berufswidrigen Verhaltens in mehrfacher Form“ schuldig gemacht. Verärgert sind die Verantwortlichen in Münster auch über das mangelnde Schuldbewusstsein des Bochumer Chefarztes. „Wir haben nur Rechtfertigungen gehört, aber keine Entschuldigung“, so Windhorst. Altmeyer hätte argumentiert, dass er seine Assistenzärzte ja nach Borkum habe schicken müssen, weil er Reha-Kenntnisse in Bochum nicht vermitteln könne. Windhorst: „Das zeugt von einem völligen Unverständnis der Situation, er hat den Warnschuss nicht kapiert.“

Der Kammer zufolge müssen Chefarzt und Assistenzärzte zusammen an einem Ort arbeiten, damit die fünfjährige Weiterbildung zum Facharzt anerkannt wird. Altmeyers Hinweis auf die Reha führt nun dazu, dass die Klinik seit dem 28. Oktober keine vollständige Facharztausbildung mehr anbieten kann. „Das ist eine Seltenheit und für eine Uniklinik ein Stachel in der Versorgung“, so Windhorst.

"Weiterbildung nicht nur allein den Chefärzten überlassen"

Nachteile für die fünf betroffenen Assistenzärztinnen will die Kammer vermeiden – auch weil es Hinweise gibt, dass deren Einsätze auf Borkum nicht immer freiwillig zustande kamen. „Einige Ärzte haben aus dem Dienstplan erfahren, dass sie ein paar Monate auf Borkum verbringen müssen“, sagte Windhorst, „so geht man mit erwachsenen Menschen nicht um.“

Die Sanktionen gegen Altmeyer sollen zudem jungen Ärzten „Mut machen“ der Kammer Missstände anzuzeigen. Windhorst: „Wir erwarten Rückgrat und keine Untertänigkeit.“ Obwohl die Zahl der angezeigten Verstöße im Kammerbezirk zunehme, sei die Bereitschaft, das Fehlverhalten von Chefärzten schriftlich darzulegen oder gar vor Gericht auszusagen, leider äußerst gering. Manch einer schmeiße lieber hin. Die Abbrecherquote liegt mittlerweile bei 25 Prozent. Windhorst: „Wir können die Weiterbildung nicht mehr nur allein den Chefärzten überlassen. Es geht hier um den Ärztenachwuchs und die Patientenversorgung der Zukunft.“