Bochum. . Nicht nur für Bedürftige: Der „Familientisch“ in Günnigfeld bietet Mittagessen und Unterhaltung. Sparkassen-Azubis unterstützen das Projekt im Rahmen von „Ruhrdax – Wirtschaft trifft Ehrenamt“.

Der Duft von gebratenem Fisch liegt in der Luft. Einer Luft, die zwischen schweren Möbeln und einer Massivholztheke hängt. Der Raum hat etwas von einer rustikalen Gaststätte, wie es sie früher an fast allen Ecken des Ruhrgebiets gab – Romantik vergangener Tage.

Gebetskärtchen auf den Tischen lassen bereits darauf schließen, dass es sich nicht um eine Gastronomie im klassischen Sinne handelt. In der Günnigfelder Gegenwart hat sich vielmehr ein besonderer Treffpunkt etabliert: der „Familientisch“ der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde im Wichernhaus.

Name ist Programm

„Der Name ist Programm“, betont Pfarrer Christian Meier von der evangelischen Seite. Jeweils donnerstags tischen zwölf ehrenamtliche Helfer/innen für Bedürftige auf. Aber auch Senioren, die sich einsam fühlen, oder Menschen, die das Gefühl von Zusammengehörigkeit vermissen, sind willkommen. „Letztendlich kommen alle, die eine solche Atmosphäre suchen. Gerade für die anwesenden Senioren ist das die geselligste Mahlzeit der Woche“, schildert Meier. „Günnigfeld ist nun einmal ein Dorf. Begegnungszentren gibt es aber nicht mehr viele.“

Wer nicht aus finanziellen Gründen zum Mittagessen kommt, kann die Spendendose am Eingang des Speisesaals nutzen. Wer es nötig hat, ist zu Gast. Und diese Fälle nehmen stetig zu, seitdem der Familientisch im April 2012 startete.

Mit wenig viel erreichen

66 Fische werden heute in die Pfanne gehauen, dazu serviert die Gruppe Kartoffeln, Wirsing, Salat und Nachtisch. Unterstützt werden die Helfer derzeit von Auszubildenden der Sparkasse. Im Rahmen des Projekts „Ruhrdax – Wirtschaft trifft Ehrenamt“ sind Melanie Kraft (20) und Julia Bischoff (19) vor Ort an der Parkallee, haben Gemüse geschnippelt, geben die Portionen aus. Die Aktion läuft ein Jahr mit wechselnden Lehrlingen, die jungen Frauen haben sich gezielt für einen Einsatz in Günnigfeld entschieden. „Wir finden es toll, wie sich die Leute hier engagieren und anderen helfen. Manchmal kann man schon mit wenig viel erreichen“, finden sie.

Doch auch wenn einmal wöchentlich wenig erscheinen mag, so steckt viel Einsatz und Initiative hinter dem Mittagstisch. Die Lebensmittel kommen von der „Wattenscheider Tafel“, abseits von „Speis und Trank“ bieten die Kirchen aber auch „nebenbei“ noch etwas: Wer zu früh da ist, kann mit Musiklehrerin Ute Hildebrand bekanntes Liedgut anstimmen. Im Vorraum befindet sich ein Tisch mit Altkleidern, es darf zugegriffen werden. Nachmittags sind Kinder der Grundschule gern und oft gesehen, das Ambulante Hilfezentrum bietet eine Hausaufgabenbetreuung an. Alles ehrenamtlich, alle Nebenkosten von Spenden getragen.