Bochum. „Walli macht Werbung“: Im Haus Spitz feiert am Freitag das neue Programm von Bochums bekanntester Reinigungsfachkraft Premiere. Unter dem Kittel von Waltraud Ehlert verbirgt sich Esther Münch(54). Mit WAZ-Redakteur Jürgen Stahl sprach sie über ihre Doppelrolle als Kabarettistin und Sozialarbeiterin.

Jeder kennt Walli. Die patente Putze absolviert gefühlte drei Auftritte am Tag, allesamt ausverkauft. Nicht jeder weiß, dass Sie abseits der Bühne als Sozialarbeiterin tätig sind.

Esther Münch: Manche sind erstaunt, wenn sie davon hören. Seit über 30 Jahren bin ich in diesem Job. Immer halbtags. Damals musste ich arbeiten, um meinen Sohn durchzubringen. Ich bin dabei geblieben. Dabei wollte ich eigentlich Lehrerin werden.

Wo arbeiten Sie?

Münch: Im U 27, dem Jugendfreizeithaus in Gerthe. Dreimal in der Woche kümmere ich mich die Hausaufgabenbetreuung, leiste wichtige Einzelfallhilfe. Manche Jugendliche kommen aus schwierigen sozialen Strukturen. Die meisten Jungen und Mädchen kennen mich auch als Walli. Die sind stolz, wenn sie ein Foto von mir sehen und ihren Freunden sagen können: „Die kenn’ ich! Die arbeitet bei uns im Jugendheim!“

Als Walli sind Sie beliebter denn je, stehen vor ihrem zehnten Programm, moderieren, engagieren sich sozial. Wie gelingt der Spagat?

Münch: Ich empfinde das nicht als Doppelbelastung. Manchmal ist es schwierig, zeitlich alles unter einen Hut zu bringen. Aber Job und Bühne machen mir nach wie vor große Freude. Ich liebe beides. Wo ich bin, bin ich zu 100 Prozent, ob als Esther oder als Walli. Monotonie tötet ab. Die Doppelrolle hält mich lebendig.

Haben Sie nie daran gedacht, als Sozialarbeiterin aufzuhören?

Münch: Niemals. Erstens: siehe oben. Zweitens: Der Bühnenerfolg könnte schnell vorbei sein. Die Leute könnten sagen: „Geh mich wech mit die Walli. Die wollen wir nich mehr sehen!“ Nein: Als Sozialarbeiterin will noch bis zur Rente arbeiten.

Was erwarten die Besucher in Ihrem neuen Programm?

Münch: Ich ergründe, ob wir als Verbraucher noch einen freien Willen haben, wie Werbung verführt. Haben wir unsere Seele verkauft? Bricht alles zusammen, wenn wir weniger kaufen? Fragen, auf die Walli Antworten gibt. Ich hab’ extra einen Hoover-Klopfsauger und Leifheit-Teppichdackel besorgt. Und erstmals gibt’s Walli-Merchandising mit Einkaufstasche, Kuli und Putztuch – einiges davon sogar für umsonst!

Premiere von „Walli macht Werbung“ im Haus Spitz am 22. November, 19 Uhr. Weitere Vorstellungen am 23., 29. und 30. November. Karten: 0234/47 23 87 u. 79 16 27