Bochum. . Das kleine Theater in Gerthe: eine Erfolgsgeschichte mit finanziellen Abstrichen.

Zauber, Travestie, Comedy und Kabarett: Seit 20 Jahren sorgt der Zauberkasten in Gerthe für unterhaltsame Abendprogramme. Bekannte Comedians spielten hier schon, bevor sie ihren richtig großen Durchbruch erlebten und anschließend Stadien füllten. Einige kehren bis heute gern zum Zauberkasten zurück, um ihre neuen Bühnenprogramme in dem kleinen Theater (an der Lothringer Straße 36c) auszuprobieren.

Bernhard Hoecker ist einer von ihnen, die sich „backstage“ zwischen Werkbank und Getränkelager umkleiden. Alle drei Jahre kommt er wieder. Das Theater im zweiten Stock auf dem ehemaligen Zechengelände bekommt regelmäßig als erstes seine Show zu sehen. „Wir waren die ersten, die ihn auf die Bühne gelassen haben, als er vom Fernsehen zurück wollte. Das hat er uns nie vergessen.“ Zum 20-jährigen Bestehen plaudert Angelika sichtlich gerührt über solche Geschichten aus ihrem Zauberkästchen.

Die 58-Jährige tauschte einst Büroarbeit gegen Liebe: die zum kleinen Theater – und die Liebe zu Robinson, der den Zauberkasten vor 20 Jahren als Direktor mitbegründete. Um ihren Traum weiterleben zu lassen, das kleine Theater ohne Fördergelder der öffentlichen Hand, zu führen, nahmen die beiden auch finanzielle Abstriche in Kauf. In den Anfangsjahren wurde alles selbst gemacht oder gebraucht gekauft. Die Vorhänge sind Handarbeit. Eine erste Spülmaschine gab es erst nach drei Jahren. Zuvor wurde mit der Hand abgewaschen – für rund 80 Gäste bei ausverkauften Veranstaltungen.

Komiker geben sich die Klinke in die Hand

Ob sie mal daran gedacht habe, in ihren alten Beruf zurückkehren? „Das käme für mich nicht mehr in Frage“, ist sich Angelika sicher. „Das Schönste ist der Moment, wenn ich nach der Vorstellung vorne an der Kasse stehe und die Zuschauer mir sagen: Das war ein toller Abend, wir haben so viel gelacht wie schon lange nicht mehr.“ Und gelacht wird im Zauberkasten fast immer.

„Ernste Sachen kommen bei uns fast nie auf die Bühne.“ Stattdessen geben sich Komiker die Klinke in die Hand. Mario Barth war in seinen Anfängen schon mehrfach auf der Zauberkasten-Bühne zu Gast. Die Travestie-Künstler der Düsseldorfer Gruppe „Golden Girls“ kommen seit 15 Jahren jeweils acht Tage im Jahr. Während ihrer zweistündigen Vorbereitung und Schminkzeit würden sie den gesamten Garderoben und Getränkebereich mit Kleider verhängen. „Wenn man dann sieht, wie ältere Damen bei der Travestieshow über Dinge lachen, über die sie sich vorher nie zu reden getraut haben – das ist einfach zu schön.“