Bochum. . Muss der Mensch täglich müssen? „Nein! Dreimal Stuhlgang am Tag sind ebenso normal wie dreimal in der Woche“, beruhigte Dr. Michael Steckstor all jene Besucher des WAZ-Nachtforums, die befürchten, zu oft oder zu selten auf die Toilette zu müssen.
„Wenn der Bauch streikt“, hieß es am Donnerstagabend in der erneut voll besetzten Cafeteria des Knappschaftskrankenhauses Langendreer. Fachärzte der Universitätsklinik informierten 200 Leserinnen und Leser über Wohl und Wehe rund um Magen und Darm.
Jeder weiß, wie sich Bauchschmerzen anfühlen. Setzen sie mit heftigem Stechen ein, die auch nach Stunden nicht verschwinden, ist Gefahr in Verzug. Bluterbrechen, Blut im Stuhl und rapide Gewichtsabnahme wertet Dr. Christian Pox, Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik, als weitere Alarmsymptome, die möglichst sofort abgeklärt werden sollten.
Diagnose ist oft schwierig
Die Diagnose ist schwierig, für erfahrene Ärzte mitunter eine Bauchentscheidung. Längst nicht immer ist der verstimmte oder entzündete Magen der Übeltäter. Blinddarm-, Bauchspeicheldrüsen- und Gallenblasenentzündung, Darmverschluss, Reizdarm, Nierensteine, Hinterwandherzinfarkt, Eierstockzysten oder ein Tumor: 100 Ursachen, so Pox, können für Bauchschmerzen verantwortlich sein. Ultraschall, CT-Röhre, Magen- und Darmspiegelung, Laborwerte und fachärztliche Kompetenz führen auf die richtige Spur.
Verdauungsbeschwerden stehen ganz oben auf der Liste der Leiden. 15 Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Auch hier können die Gründe harmlos, aber auch lebensbedrohend sein. Verstopfung wird durch eine fremde Umgebung (Urlaub) ebenso ausgelöst wie durch Dickdarmkrebs; Durchfall kann ebenso auf Prüfungsstress wie auf Tumoren oder Polypen zurückzuführen sein. Fieber sowie Durchfall und Verstopfung im Wechsel sollten in jedem Fall Anlass sein, den Arzt aufzusuchen. Mit gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung leistet man die beste Vorbeugung. Abzuraten sei vom Gang zur Apotheke. „Jedes dritte frei verkäufliche Präparat in Deutschland st ein Abführmitteln. Vorsicht: Sie können abhängig machen“, warnt Dr. Steckstor, Oberarzt der Medizinischen Klinik.
Kleiner Schnitt ist oft erste Wahl
„Der Darm kann eine Diva sein“, sagt Prof. Dr. Richard Viebahn, Direktor der Chirurgischen Klinik. Kann der Patient nur noch durch einen Eingriff von seinem Leiden befreit werden, sei die Schlüssellochchirurgie mit weniger Schmerzen, weniger Blutverlust und schnellerer Genesung häufig die erste Wahl. Den kleinen Schnitt empfiehlt Viebahn u.a. bei Blinddarmentzündungen, Gallensteinerkrankungen, chronischem Sodbrennen, Leisten- und Nabelbruch. Bei Tumor-Entfernungen indes sei nach wie vor die offene Operation geeigneter und praktikabler.
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Ausgewogener Lebenswandel, Vorsorgeuntersuchungen (Darmkrebs-Check ab 55), schnelles Reagieren bei Alarmzeichen: Die WAZ-Leser erhielten vielfältige Ratschläge für ein gutes Bauchgefühl. Grund zur Panik besteht in den meisten Fällen nicht: Wenn der Bauch streikt, lassen oft ein Kamillentee, Zwieback oder die gute alte Wärmflasche die Schmerzen alsbald verschwinden.