Bochum. Wie bunte Perlen an einer Kette verteilen sich die Infostände der Parteien auf der Bochumer Kortumstraße. Die WAZ schaute sich eine Woche vor der Wahl um und sprach mit Kandidaten und Helfern. Veggietag und Steinbrücks Stinkefinger waren natürlich ein Thema.

Kulis, Kondome, Klümpchen – die Kreativität der Parteien in Sachen Werbegeschenke liegt auf Augenhöhe mit vielen plakatierten Botschaften: „Für ein gutes Leben.“ – „Das Wir entscheidet.“ – „Gemeinsam erfolgreich.“ Macht man so Appetit aufs Wählen? Immerhin: Grüne setzen auf Äpfel und die SPD auf den Klassiker: gegrillte Bratwurst.

FDP hat Erstwähler im Blick

Es gibt kein Entrinnen: Wer die Drehscheibe verlässt, stolpert über die FDP. Aber nicht die Angst vor dem Regen hat die Liberalen unters Dach gespült, sondern die Stadt hat den Platz zugewiesen. Kandidat Dennis Rademacher fühlt sich „von vielen, vielen Helfern“ bestens unterstützt. Die Stimmung am Wahlstand sei gut, sagt er. Zuspruch gebe es von Rentnern und Erstwählern. Den Älteren gefalle, dass die FDP den Soli abschaffen wolle, den Jüngeren, „dass wir uns für Freiheit statt Bevormundung einsetzen“.

Piraten zweifeln Umfragen an

Zwanzig Meter weiter gehen direkt an der Bongardstraße die Piraten auf Beutezug. Die Landtagsabgeordnete Simone Brand gibt sich trotz der bescheidenen Umfragewerte von drei Prozent optimistisch. „Ich weiß ja, wie Telefonumfragen entstehen.“ Berufstätige und viele junge Menschen, die keinen Festnetzanschluss haben, würden gar nicht erfasst. Einem Bürger berichtet sie vom Medienboykott im Landtag. Der WAZ sagt sie: „Wir haben mitbekommen, dass die Kameraleute des WDR zur Pause aufgefordert werden, wenn unsere Leute im Plenum sprechen.“

Grüne verteidigen Veggietag

Auf der anderen Seite buhlen die Grünen um Wähler. Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckart und Wahlkreis-Kandidat Frithjof Schmidt nehmen parallel an der großen Demo vor dem Bergbaumuseum teil. Großes Thema am Infostand in der City sind die Steuerpläne der Partei und – natürlich – der Veggietag. „Das kann man doch nicht ernst nehmen“, sagt eine ältere Dame.“ – „Warum nicht?“, heißt es bei den Grünen. Früher sei der Essensplan die Woche über in vielen Haushalten auch strikt geregelt gewesen. „Freitags servierten die Katholiken Fisch, samstags gab es Eintopf, sonntags einen Braten.“

CDU kämpft bis zum Schluss

Gemächlich geht es gegen 13 Uhr vor C&A noch am CDU-Wahlstand zu. Das passt gut zur Einschätzung, die James Wille vom Wahlkampf hat. „Flach“, bringt er das Geschehen kurz und knapp auf den Punkt. „Bis zum letzten Tag“ wolle die Partei ungeachtet dessen in Bochum um jede Stimme kämpfen. Als Bundestagspräsident Norbert Lammert wenig später vorbei schaut, ist die Ruhe vorbei. Der Kandidat punktet im Gespräch mit Bürgern.

SPD lacht über Stinkefinger

Schräg gegenüber reagiert Ratsherr Friedhelm Lueg auf die Stinkefinger-Debatte um Peer Steinbrück mit der Merkel-Raute. Gleichwohl ist er skeptisch, was das Thema angeht. „Man kann das als Joke verstehen, muss das aber nicht.“ Tobias Cremer erzählt von guten Rückmeldungen. „Seit dem TV-Duell hat sich die Stimmung positiv verändert.“

Linke treffen auf Enttäuschte

Stinkig reagieren die Linken, weil der Autor ihr Holzhäuschen ungefragt fotografiert hat. „Das ist unhöflich“, sagt Christian Brämswig. Erfreut sind die Wahlkampfer, dass ihnen nicht mehr wie früher ihre SED-Vergangenheit um die Ohren gehauen wird. Gespräche gebe es mit vielen von der Politik Enttäuschten. Brämswig: „Wir versuchen jeden zu überzeugen wählen zu gehen.“