Bochum. Anhaltendes Sommerwetter schaffte ideale Bedingungen für die Getreideernte in der Region Ruhr-Lippe. Gerste, Raps und Weizen blieben auch in Bochum trocken. Ein Besuch bei Landwirt Friedrich Wünnenberg in Stiepel auf seinem Winterweizenfeld

Noch scheint die Sonne auf die Weizenähren hinter dem Hof von Landwirt Friedrich Wilhelm Wünnenberg in Stiepel. Doch schon für gestern Nachmittag, am Donnerstag, hatte er den Mähdrescher ein letztes Mal zur diesjährigen Ernte bestellt. Wünnenberg zerbröselt einige Winterweizenkörner, lässt sie in sein Feuchtigkeitsmessgerät rieseln und prüft, wie feucht der Weizen ist. Ergebnis: 14,5 Prozent. „Das ist gut, denn ab über 15 Prozent gibt es Abzüge beim Verkauf – umso feuchter, desto mehr Abzüge, weil er getrocknet werden muss“, erläutert er.

Für die Bochumer Getreidebauern hätte es in diesem Jahr kaum besser laufen können und nicht nur für sie. Denn das anhaltende Sommerwetter im Juli und August kam allen Getreidebauern in der Region Ruhr-Lippe gelegen, meldete jüngst der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband.

Kühler Mai war förderlich

In Bochum bauen noch etwa 30 Landwirte Getreide an. „Der Schwerpunkt, mit etwa 90 Prozent, liegt dabei auf Gerste, Raps und Weizen“, berichtet Wünnenberg als Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsverbandes Bochum.

Durch die kühlen Temperaturen bis in den Mai hinein, habe die Ernte etwa zehn Tage verspätet begonnen, doch dies sei für den Ertrag nicht schädlich, berichtet er. Ein kühler und nasser Mai sei sogar förderlich, darauf wies der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband hin. Im Mai werde das Korn ausgebildet, bekomme die Pflanze in dieser Zeit genug Nährstoffe und Wasser, sei dies ein gute Voraussetzung, so die Mitteilung.

„Ich habe in diesem Jahr am 20. Juli mit der Gerstenernte begonnen, sie ist als erstes reif. Anfang August folgt der Raps. Dann kommen Roggen, Hafer und Weizen“, erläutert er. In Bochum erfreuen sich die Landwirte einer guten Bodenqualität für den Getreideanbau. „Die Stadt liegt am Rande des Hellwegs, wo es Lössboden gibt. Der Boden speichert Wasser auch in tieferen Schichten wie ein Schwamm“, erklärt der Fachmann die Vorteile des Getreideanbaus in Bochum und der Region.

Genug Zeit zum Trocknen des Getreides

Besonders günstig für die Getreideernte war, dass es den ganzen Juli und August weder starke Stürme noch Hagelschauer gab. „Sie hatten Ende Juli Starkwinde und Unwetter angekündigt, doch wir wurden zum Glück verschont“, erinnert sich Wünnenberg an vergangene Wettervorhersagen. Viel Wasser, wie beim Starkregen am 20. Juni, sei für das Getreide kein großes Problem, wenn bis zur Ernte genug Zeit zum Trocknen bleibe.

„Bei Hagel allerdings werden die Rapskörner aus der Schote geschlagen, die sind da sehr empfindlich“, weiß Wünnenberg. „Ich habe von Fällen in Ostwestfalen gelesen, da gab es Ausfälle beim Raps von 100 Prozent“, schildert er.

In Bochum müssen die Getreidelandwirte in diesem Jahr keine Verluste verschmerzen. „Der Ertrag bei der Gerste wird etwa sieben bis acht Tonnen pro Hektar umfassen, was ein guter Durchschnitt ist“, so Wünnenberg.

Wenn der Landwirt den Winterweizen abgeerntet hat, holt er das Stroh vom Feld und bereitet gleich die nächste Ernte vor. „Noch im August säe ich den Raps aus und in wenigen Wochen sind die ersten grünen Triebe sichtbar.“